Abir Haddad hat in Tübingen Jura studiert, in Köln promoviert und in Bonn ihr Referendariat absolviert. Während ihrer Promotion hat sie rechtsvergleichend mit verschiedenen Rechtsordnungen und in verschiedenen Sprachen gearbeitet. Diese Faszination für Rechtsverständnisse und Dogmatik hat sie letztendlich dazu bewegt Rechtsvergleichung und Futurism zu kombinieren und sich mit der Zukunft des Rechts auseinanderzusetzen um innovative Lösungsansätze zu entwicklen für Herausforderungen wie den Klimawandel und exponentielle Technologien.

Für Abir Haddad bedeutet Innovation das was wir als Recht bezeichnen neu zu denken und zu gestalten. Ihre Vision ist es Einflüsse von Menschen zuzulassen die bisher nicht Teil des Prozesses waren, um so neue Ansätze für das Recht zu entwickeln. “Unsere Art zu denken und die bestehenden Prozesse zu überdenken wird durch Diversity in allen Facetten angeregt” sagt sie. Jurist*innen aus anderen Rechtsordnungen helfen das deutsche Recht besser zu verstehen oder Änderungsbedarfe schneller zu erkennen und effektiv neu zu regeln. Für sie ist es aktuell die Zeit der Legal Transformation– durch Rechtsdogmatik und Rechtsvergleichung. 

„Wenn ich mein Licht dimme, dann können die Frauen hinter mir nichts mehr sehen. „

Aus ihrer Sicht sind mehr Frauen in diesem Bereich notwendig um Sichtweisen einzubringen, die oft nicht berücksichtigt werden: Empathie und Nachhaltigkeit. Um mehr Frauen für Innovationen zu begeistern müssen diese Wertschätzung erfahren und sie eine echte Möglichkeit erhalten ihre Visionen zu teilen. Zudem fehlt es Frauen oft an Support durch ihre Vorgesetzten, um sich für Themen zu engagieren, die nicht in ihrem klassischen Aufgabenbereich liegen. “Frauen müssen explizit eingeladen werden ihre Meinungen zu teilen um die Diskussion zu bereichern” sagt Abir Haddad. Oft ist es die einzige Möglichkeit, dass sie ihre Visionen darstellen und bei der Neugestaltung des Rechts mitwirken können.  

Menschen mit anderen Lebensläufen und Geschichten müssen aktiv angesprochen und integriert werden. Diese Menschen helfen die Innovation voranzutreiben und neue Lösungen zu finden. “Das schwarze Schaf ist nicht anders, die weißen Schafe sind nur alle gleich” sagt sie. Es ist wichtig die Unterschiede positiv wahrzunehmen und als Chance zu sehen. Viele sähen sie immer noch zu sehr als Graben zwischen den Menschen, die im Ergebnis auch eine gemeinsame Zusammenarbeit erschweren. 

Mit weiteren Jurist*innen hat Abir Haddad das Netzwerk multikultureller Jurist*innen e.V. gegründet. “Es ist ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Karriereförderung für Jurist*innen, die sich als multikulturell empfinden. Wir sehen unsere Diversität als Bereicherung und Zusatzqualifikation.” sagt sie dazu. Sie verstehen sich als weltoffenes und progressives Netzwerk, das Menschen jeglichen Geschlechts, jeglicher Religion/ Weltanschauung, jeglicher Herkunft und jeglicher sexueller Orientierung/ Identität willkommen heißt. Teil unseres Netzwerks können alle multikulturellen Studierenden der Rechtswissenschaften, Referendar*innen und Jurist*innen werden, die diese Werte teilen. In verschiedenen Events werden Erfahrungen ausgetauscht und die positiven Aspekte der Diversität werden in den Vordergrund gestellt. Abir Haddad weiß: “Mit dem gleichen Mindset können nicht die Probleme gelöst werden mit denen sie kreiert wurden.” 

In anderen Kulturen ist es viel üblicher, dass Frauen neben ihrer Eigenschaft als Mutter auch Vollzeit arbeiten. “Begriffe wie Rabenmutter sind ein deutsches Thema.” sagt Abir. Es wird anders angenommen und ermöglicht Frauen durch diese Selbstverständlichkeit andere Chancen zu ergreifen. 

“Mir kam es nie in den Sinn mich zu verändern” sagt sie. Sie war schon immer sichtbar und hat sich von Widerständen nicht abschrecken lassen. Vielmehr ist es für Abir Haddad eine Bestätigung, dass sie etwas bewegt und einen neuen Weg einschlägt, wenn sich ihr Widerstände aufzeigen. Sie hat aber auch volles Verständnis dafür, wenn Frauen sich eine Zeit lang dazu entscheiden nicht mehr sichtbar zu sein. Allerdings sollte man dann auch hinterfragen, weshalb man seine Sichtbarkeit senkt und was das dahinterliegende Problem ist. “Oft wollen wir es anderen recht machen und uns selbst dadurch vor negativem Feedback schützen.” sagt sie. Denn Frauen wird selten beigebracht, wie man mit den eigenen Stärken umgeht und es gibt wenige weibliche Vorbilder in vielen Bereichen. Aber, wenn Frauen ihre Stärken herunterspielen um Kritik vom Arbeitgeber oder von anderen zu verhindern, dann schaffen sie nicht die Vorbilder, die jüngere Generationen so dringend brauchen. 

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