B

Borussia Dortmunds Legal Counsel Dr. Robin Steden: „Inhouse-Juristen werden im Sportbereich immer gefragter“

Dr. Robin Steden, Legal Counsel BVB

Seit 2007 ist Dr. Robin Steden Legal Counsel & Head of Investor Relations beim einzigen börsennotierten Fußballclub Borussia Dortmund. Zu seinem Job-Alltag gehören neben kapitalmarktrechtlichen Fragen und der Investorenbetreuung auch Spielertransfers und das Verbandswesen. Vielfältiger geht es kaum und genau diese Rolle als juristischer „Allgemeinmediziner“ begeistert Dr. Steden.

Wenn Dr. Robin Steden auf seine berufliche Laufbahn bei Borussia Dortmundzurückblickt, dann ist das auch ein Blick auf die Geschichte eines Fußballclubs, der durch Höhen und Tiefen gegangen ist. „Als ich zum BVB kam, wurde gerade die Insolvenz abgewendet und das Restrukturierungsprogramm war im vollen Gange“, erinnert er sich. Doch mit den sportlichen Erfolgen in den folgenden Jahren besserte sich auch die wirtschaftliche Lage des heutigen Erstligisten – ein Wandel, den Dr. Steden juristisch begleiten durfte.

„Ich bin stolz auf die zunehmende Professionalisierung des BVB in den letzten Jahren.“

„Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich am Aufstieg unseres Unternehmens teilhaben durfte“, sagt Dr. Steden und erinnert sich an einige Highlights dieser Reise: „Ab 2012 waren wir als Unternehmen sehr nachhaltig aufgestellt und konnten uns immer wieder für die Champions League qualifizieren.“ Ein weiterer Meilenstein: Der BVB wird in den SDAX aufgenommen und aus Hauptsponsoren werden auch Shareholder. „Das war eine unheimlich komplexe Transaktion, die wir erfolgreich abwickeln konnten – da denke ich noch sehr positiv dran zurück“, so Steden. Heute agiert das Unternehmen wirtschaftlich komplett unabhängig von Banken und zählt damit zu einer Ausnahme im Profi-Fußball.

„In einem Investor-Relations-Gespräch wurde ich neulich gefragt: Fast alle europäischen Fußballclubs sind verschuldet, nur ihr nicht. Was macht ihr anders? Das war ein besonderer Moment,“ sagt Dr. Steden, der stolz darauf ist, wie sich der BVB in den letzten Jahren auf allen Ebenen professionalisiert hat. „Endlich konnten wir wieder durchatmen, nachhaltig investieren und gestalten.“ Eine Veränderung, die auch Dr. Stedens Aufgabenbereich neu definiert hat.

„Schnuppert ins Sportrecht rein und stellt euch breit auf. Ein Inhouse-Jurist muss Generalist sein.“

„Ich habe damals beim BVB angefangen, um bei kapitalmarktrechtlichen Fragen und bei der Betreuung von Investoren zu unterstützen“, erinnert sich Dr. Steden. „Heute beschreibe ich mich gern als juristischen Allgemeinmediziner.“ Als Legal Counsel und Head of Investor Relations ist er zwar nach wie vor Ansprechpartner in Sachen Kapitalmarktrecht, doch auch die Abwicklung von Spielertransfers und das Verbandswesen gehören zu seinen Kernaufgaben. „Grundsätzlich stehe ich Kollegen aus allen Unternehmensbereichen juristisch zur Seite und in sehr speziellen Fällen holen wir einen passenden Experten dazu – wie ein Allgemeinmediziner eben“, erklärt Dr. Steden und betont: „Wer Legal Counsel in einem Sportclub werden will, sollte im Studium ins Sportrecht reinschnuppern, sich aber gleichzeitig breit aufstellen.Gerade Inhouse-Juristen sollten Generalisten sein, die viele Rechtsgebiete abdecken.“

In der Praxis kommt dann noch spezifisches Wissen dazu – zum Beispiel wie man als börsennotiertes Unternehmen mit dem Kapitalmarkt kommuniziert: „Investor Relations sind für uns fortlaufend wichtig“, so Steden. „Wir erzählen die Geschichte des Clubs und vermitteln dem Kapitalmarkt unsere Strategie und Wachstumschancen.“

„Die Sportwelt ist geprägt von großer Hilfsbereitschaft – gerade unter den Club-Justiziaren.“

Ebenfalls maßgeblich für die wirtschaftliche Lage des Clubs sind Spielertransfers, was auch Borussia Dortmunds Rekordumsatz im Geschäftsjahr 2017/2018 zeigt: Mehr als 222 Millionen Euro wurden allein durch Transfers umgesetzt, die alle von Dr. Steden begleitet wurden. Darunter der Wechsel von Pierre-Emerick Aubameyang zu Arsenal London oder Ousmane Dembélés Transfer zu Barcelona. „Je nachdem, wie bedeutsam der Transfer ist, bin ich hier von Anfang an oder erst später mit dabei“, erklärt Dr. Steden. „Anschließend gehe ich in die Korrespondenz mit den anderen Clubs und wickle den Transfer mit deren Justiziaren ab.“

Die Herausforderung liegt darin, bei jedem Transfer unterschiedliche Rechtsverhältnisse zu berücksichtigen – und überall vertragliche Vereinbarungen zu schließen: Zwischen den involvierten Clubs, zwischen dem Spieler und beiden Clubs sowie zwischen Club und Spielervermittler. „Hier ergeben sich immer wieder neue Aufgaben, die zu lösen sind“, weiß Dr. Steden, der vor allem das Netzwerk schätzt, das durch den Austausch zwischen den Clubs entsteht: „Besonders unter den einzelnen Justiziaren herrscht große Hilfsbereitschaft.“

„Echte Liebe – das ist der Markenkern des BVB. Diese Emotionalität spürt man.“

Und dieses Netzwerk überschreitet auch Ländergrenzen: „Die Beziehungen und rechtlichen Projekte werden immer internationaler,“ erklärt Steden. Der Club organisiert Touren durch Asien, hat Repräsentanzen in Singapur und Shanghai und das Transfergeschäft wird immer internationaler – zuletzt konnte Dr. Steden erstmalig in Argentinien den Club Atlético Boca Juniors besuchen. „Das macht Spaß, motiviert und treibt mich an.“ Die Leidenschaft der Fans macht für ihn den BVB aus: „Echte Liebe – das ist unser Markenkern. Diese Emotionalität spürt man einfach.“

„Der Sportbereich ist ein Wachstumsmarkt: Hier wird es viele attraktive Jobs für Juristen geben.“

Borussia Dortmund bietet Dr. Steden einen Job, der ihn erfüllt. Das Schöne ist: Der Jurist sieht den Sportbereich als absoluten Zukunftssektor und prognostiziert einen hohen Bedarf an guten Juristen – sowohl bei den Clubs als auch bei Ligen oder Verbänden: „Inzwischen hat fast jeder Bundesligist mindestens einen Inhouse-Juristen und der Bedarf steigt. Hier wird es noch viele attraktive Job-Angebote geben.“