„Wer in die Politik gehen will, legt mit einem Jurastudium die perfekte Basis.“

Brigitte Zypries

Bis 2018 war Brigitte Zypries Ministerin für Wirtschaft und Energie unter Angela Merkel. Heute bekleidet sie verschiedenste Ämter, bei denen sie sowohl ihre juristische als auch ihre politische Expertise einbringt. Ein Blick auf die Karriere der SPD-Politikerin zeigt: Die Themen Digitalisierung, Start-up-Förderung und Frauenrechte liegen ihr besonders am Herzen.

Brigitte Zypries ist Mitherausgeberin der Zeitschrift für Rechtspolitik, im Beirat einer Rechtsschutzversicherung, Präsidentin der deutsch-israelischen Juristenvereinigungund Ombudsfrau. Außerdem sitzt sie in drei Aufsichtsräten, gibt das DUB-Magazinheraus, das Mittelständler bei der digitalen Transformation begleitet, und fördert Start-ups – insbesondere Gründerinnen. Zypries‘ Engagement macht deutlich: Die Juristin und die Politikerin in Brigitte Zypries arbeiten Hand in Hand – und das sehr erfolgreich. „Wer in die Politik gehen will, dem rate ich oft, Jura zu studieren“, so die SPDlerin.

„Politik und Jura sind eng verknüpft: Sobald man politische Verantwortung hat, geht es um Gesetze.“

„Für meine Arbeit in der Politik hat es mir definitiv geholfen, Juristin zu sein“, sagt Zypries. „Sobald man politische Verantwortung hat, geht es um Gesetze. Sie sind das Mittel, mit dem politische Ideen umgesetzt werden. Wenn wir im Parlament Gesetze machen oder diese vorschlagen, müssen wir wissen, was möglich ist und welche Risiken es gibt.“ Für Brigitte Zypries ist das Jurastudium deswegen eine hervorragende Grundausbildung. „Jura ist die ideale Basis, auf die mit ergänzenden Spezialkenntnissen aufgebaut werden kann. Die Möglichkeiten nach dem Studium sind riesig.“

„Ich mache mir keine Sorgen um den Anwaltsberuf und empfinde die juristische Ausbildung noch als zeitgemäß.“

Aber sind die Lehrinhalte des Studiums überhaupt noch am Puls der Zeit? „Ja“, sagt Zypries, die als Digital-Expertin auch das Thema Legal Tech im Blick hat. „Nur weil ein paar Legal-Tech-Start-ups gegründet wurden, muss man die Ausbildung noch nicht komplett verändern. Auch wenn es ein paar Vorreiter in Sachen künstliche Intelligenz und Digitalisierung gibt, ist die große Masse noch nicht so weit.“ Die Juristin und Politikerin glaubt, dass es noch eine Weile dauern wird, bis künstliche Intelligenz juristische Beratung ersetzen kann: „Die persönliche Beratung, bei der Emotionalität und Empathie eine Rolle spielen, wird immer beim Menschen bleiben. Deswegen mache ich mir keine Sorgen um den Anwaltsberuf und denke, dass die juristische Ausbildung, die sich ja zunehmend spezialisiert, noch zeitgemäß ist.“

Foto: Andreas Amann

„Wer kein Interesse am Menschen und keinen Spaß am Diskurs hat, sollte nicht in die Politik gehen.“

Wer mit einer juristischen Ausbildung im Rücken die Laufbahn als Berufspolitikerin anstrebt, sollte aber noch andere Talente mitbringen: „Franz Müntefering hat mal gesagt: Wer kein Interesse daran hat, einen Sachverhalt hundertmal zu erklären, sollte nicht in die Politik gehen. Das stimmt natürlich“, so Zypries. „Außerdem muss man Interesse an Menschen haben, sich mit ihren Bedürfnissen auseinandersetzen und Spaß am Diskurs haben. Wer das nicht kann, ist in der Politik nicht gut aufgehoben.“

„Wenn Gerhard Schröder mich nicht gefördert hätte, wäre ich nicht da, wo ich heute bin.“

Zypries‘ eigener Weg in die Politik war letztlich eine organische Entwicklung, wie sie selbst sagt. Schon während des Jurastudiums engagiert sie sich politisch, später arbeitet sie in der Rechtsabteilung der Staatskanzlei in Wiesbaden. „Staatskanzleien agieren an der Schnittstelle zwischen Recht und Politik – das war schon immer mein Thema“, sagt Zypries. „Dass ich dann tatsächlich Politikerin wurde und nicht nur politische Beamtin blieb, was ich ja zuvor schon war, hatte nicht nur mit meiner Kompetenz zu tun, sondern auch mit Zufällen und guten Gelegenheiten. Ganz klar: Wenn Gerhard Schröder mich nicht gefördert hätte, wäre ich nicht da, wo ich heute bin.“

„Ich wollte die Themen IT und Mittelstand voranbringen. Deswegen bin ich noch einmal ins Bundesministerium gegangen.“

„In der Politik muss man immer Verbündete haben“, ergänzt die SPDlerin, die in Schröders Bundesregierung 2002 den Posten der Bundesministerin für Justiz übernimmt und ihn auch in dem 1. Kabinett Merkel behält. Im Kabinett Merkel III wird sie 2017 Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, nachdem sie drei Jahre lang als parlamentarische Staatssekretärin im Einsatz war. „Ich bin noch mal ins Ministerium gegangen, weil ich die Themen IT und Mittelstand vorantreiben wollte. Seit 1998 bin ich mit dem Thema Digitalisierung unterwegs und mir war klar: Der deutsche Mittelstand muss sich der Digitalisierung anders widmen als bisher. Das war meine Motivation, nach dem Ministeramt wieder Staatssekretärin zu werden.“ Zypries begründet in dieser Zeit die Start-up-Nights im Ministerium, um Mittelständler und GründerInnen ins Gespräch zu bringen.

„Nur mit diversen Teams können wir die Wirtschaft stärken und Digitalisierung erfolgreich umsetzen.“

Brigitte Zypries schaut auf einige Initiativen und Gesetze zurück, die ihre Handschrift tragen. „Wichtig zu nennen ist hier zum Beispiel die Einführung des Stalking-Paragrafen ins Strafgesetzbuch oder das Mieterstromgesetz“, so Zypries. „Eine Initiative, die bis heute nachwirkt, ist Starke Frauen, starke Wirtschaft. Wir haben herausgestellt, dass Digitalisierung nur funktioniert, wenn Teams divers aufgestellt sind. Es braucht Diversität und Frauen in Entscheidungspositionen, um die Wirtschaft voranzubringen.“ Trotz ihrer erfolgreichen politischen Karriere weist Brigitte Zypries auch auf die Herausforderungen des Politikerinnenberufs hin: „Die Medienwelt ist schneller geworden. Man unterliegt einer gewissen Dauerkontrolle, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Diese Medienrealität zu navigieren, ist nicht leicht.“

Titelbild – Quelle: SPD-Parteivorstand

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