„Bei DAZN erarbeitet man sich als Jurist schnell einen Track Record, für den man bei anderen Unternehmen Jahre investieren müsste.“

Joern Schulze-Hesselmann, General Counsel von DAZN

Joern Schulze-Hesselmann leitet die Rechtsabteilung DACH beim Sport-Streaming-Anbieter DAZN und empfindet seinen Job als ­echten Volltreffer: Viel Verantwortung, abwechslungsreiche Projekte und die ­Möglichkeit, Jura mit der Leidenschaft für Sport zu verbinden. Warum es mehr braucht, als juristisches Know-how und worauf junge Jurist*innen in der Ausbildung setzen sollten, erzählt Schulze-Hesselmann im Interview.

Vor seinem Wechsel zu DAZN arbeitet Joern Schulze-Hesselmann bei Rocket Internet in ­Berlin und stellt fest: Ein dynamisches Tech-Umfeld, das schnell wächst, ist genau das ­Richtige. „Außerdem liebe ich es, Projekte von A bis Z hauptverantwortlich juristisch zu ­begleiten. Das funktioniert vor allem auf Unternehmensseite und weniger in Kanzleien. DAZN bietet zusätzlich die Schnittstelle zum Sport – das passte perfekt“, so der Jurist, der heute beim Sport-Streaming-Dienst als Leiter Recht für die DACH-Region im Einsatz ist. 

Foto: DAZN

„Unser Legal-Team ist in allen Rechtsgebieten von IT- und IP-Recht bis zu Kartellrecht unterwegs.“

Im Joballtag bewegt sich Joern Schulze-Hesselmann in verschiedenen Rechtsgebieten: „DAZN ist in erster Linie ein Medien-Tech-Unternehmen. Dementsprechend liegt der Schwerpunkt klar im IT- und IP-Recht. Aber auch Rundfunk- und Medienrecht spielen regelmäßig eine Rolle – zum ­Beispiel für unsere klassisch-redaktionellen Plattformen spox.com und goal.com ­sowie bei ­allem, was auf DAZN übertragen wird“, erklärt der Jurist. „Regelmäßig sind wir aber auch im Commercial- oder Kartellrecht unterwegs. So konnten Schulze-Hesselmanns Team kürzlich ­erfolgreich verkünden, dass das Kartellamt sein Verfahren gegen DAZN und Sky im ­Zusammenhang mit der Vergabe der Übertragungsrechte an der UEFA Champions League nach knapp 2 Jahren eingestellt hat.

„Ein Highlight ist die Begleitung der Vergabeverfahren von Sportübertragungsrechten. Das sind heiße Phasen, die Spaß machen.“

Trotz verschiedener Rechtsbereiche ist der gemeinsame Nenner immer der Sport. „Wir haben in unserer Branche tolle Projekte. Zum Beispiel die Vergabeverfahren von Sportübertragungsrechten für die UEFA Champions League oder die Bundesliga“, sagt Schulze-Hesselmann. „Das ist extrem spannend. Wir platzieren Gebote, versuchen zu antizipieren, was die anderen Bieter machen und entscheiden basierend darauf, was unser nächster Schritt ist. Das sind heiße Phasen, die anstrengend sind, aber zugleich richtig Spaß machen.“

Das Legal-Team begleitet den gesamten Prozess, prüft vorab das Vertragswerk, auf dessen Grundlage geboten wird, und hat den rechtlichen Rahmen des jeweiligen Verfahrens im Blick: „Die großen nationalen oder international Sport-Rechte werden in einem klar geregeltem Prozess vergeben, der im Falle der Bundesliga zum Beispiel eng vom Kartellamt betreut wird“, erklärt Schulze-Hesselmann. „Wir als Broadcaster müssen uns an standardisierte Abläufe und Regeln halten. Wir werden eingeladen zu bieten und durchlaufen verschiedene Runden. Was unsere Wettbewerber tun, wissen wir natürlich nicht.“ Dementsprechend müsse das DAZN-Team alle Mitbieter auf dem Schirm haben – sowohl etablierte Größen wie Sky, als auch Player wie Amazon, die neu dabei sind aber viel Budget mitbringen.

„Zu Beginn wurden wir kritisch beäugt. Heute werden wir als Broadcaster ernst genommen.“

Der Streaming-Anbieter ist mit der Entwicklung seit dem Launch 2016 sehr zufrieden. „Wir sind seit 2016 dabei. Wir haben mit einem kleinen Rechteportfolio und reinem Streaming-­Service in der DACH-Region und kurz danach in Japan angefangen“, so Schulze-Hesselmann.  Obwohl die Gründung nur wenige Jahre zurück liegt, ist DAZN längst kein Start-up mehr. 2800 Mitarbeiter arbeiten derzeit weltweit für DAZN.

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„Bei DAZN erarbeitet man sich schnell einen Track Record, für den man bei anderen Unternehmen Jahre investieren müsste.“

Das dynamische Umfeld mache DAZN zu einem Arbeitgeber, der auch seine ­Mitarbeiter*innen wachsen lässt: „Der Anspruch ist hoch, aber man bekommt hier früh ­Verantwortung übertragen“, weiß Schulze-Hesselmann. „So kann man schnell einen viel­seitigen Track Record vorweisen, für den man in anderen Unternehmen Jahre arbeiten würde. Das gilt nicht nur für das Legal-Team, sondern für alle Abteilungen.“ DAZN zeichne sich auch über ein hohes Identifikationspotenzial aus: „Wer eine Begeisterung für Sport mitbringt, ist hier natürlich perfekt aufgehoben. Man merkt, wie viele hier ihren Job lieben, weil sie privates Interesse mit dem Beruf verbinden können“, sagt der Jurist. „Wir bieten spannende Inhalte und persönliche Karriereperspektiven.“

„Für unser Legal Team brauchen wir Generalisten mit Tech-Verständnis und Projektmanagement-Talent.“

„Gerade als Jurist kann man sich bei DAZN sehr divers aufstellen“, so Joern Schulze-Hesselmann. „Der Karriereweg ist bei uns nicht vorgezeichnet, die Optionen sind vielfältig. Dementsprechend sind insbesondere Generalisten bei uns gefragt, die aber Erfahrungen im IT-/IP-Recht mitbringen sollten.“ Tech-Verständnis sei das A und O, denn DAZN ist kein klassischer TV-Sender, sondern ein Technik-Produkt. „Wie schicken wir ein Fernsehbild aus dem Stadion in unsere Zentrale und von dort auf unsere Plattform? Das sind Fragen, für die ein Problembewusstsein da sein sollte“, sagt der Leiter Recht, der sich von seinem Team – neben dem ­juristischen Handwerkszeug – auch ein Talent für Projektmanagement wünscht. Grundsätzlich sei bei DAZN niemand auf ein Themenfeld limitiert: Wenn sich Interessen verschieben, sei ein Wechsel immer möglich – auch in andere Abteilungen. „Im Rechtekauf haben wir auch viele Juristen, weil der Bereich so vertragslastig ist. Man muss als Jurist also nicht zwangs­läufig in der Rechtsabteilung sitzen.“

„Man sollte sich in der Ausbildung breit aufstellen und auch Unternehmen kennenlernen – zum Beispiel während eines Secondments.“

Wer noch in der Ausbildung steckt und einen Karriereweg bei DAZN spannend findet, sollte sich breit aufstellen und offen bleiben, weiß Schulze-Hesselmann: „Ich glaube zwar, dass die juristische Ausbildung in Deutschland zu lange dauert, gleichzeitig bietet das einem aber die Möglichkeit, über den Tellerrand zu schauen. Leider fokussieren sich viele zu sehr auf Kanzleien und entwickeln kein Verständnis für andere Bereiche.“ Der Jurist bevorzugt ­Bewerberinnen und Bewerber, die nicht nur Kanzleien von innen gesehen haben, sondern auch die Unternehmensseite kennen.

„Ich empfehle allen, zum Beispiel im Rahmen der Wahlstation oder später in Form eines Secondments, in ein Unternehmen zu gehen. Bei DAZN arbeiten wir sehr gern mit Secondees zusammen“, so der Jurist. „Ich weiß: Kanzleien haben oft die Sorge, dass über eine Secondment günstige Rechtsberatung eingekauft wird, aber der Anwalt erhält einen super Einblick, der ihm hilft, künftig noch bessere und maßgeschneiderte Beratung zu liefern. Wer sich mit spezifischer Unternehmensexpertise positioniert, kann daraus außerdem ein eigenes Geschäft für die Kanzlei entwickeln – eine Win-Win-Situation.“

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