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DAJV (Deutsch-Amerikanische Juristen-Vereinigung): Highlights der Jahreskonferenz 2019

DAJV Podiumsdiskussion

Die Deutsch-Amerikanische Juristen-Vereinigung, kurz DAJV, steht seit 1975 für den transatlantischen Austausch in der Rechtsbranche. Wissensvermittlung, Karriereförderung und ein breites Veranstaltungsprogramm machen das DAJV-Angebot einzigartig. Das Lawyers Magazine hat die diesjährige Jahreskonferenz besucht und die spannendsten Aussagen des Panels Politics zusammengefasst.

Die DAJV-Mission: US-Recht erlebbar machen und Wissen weitergeben

Die gemeinnützige Deutsch-Amerikanische Juristen-Vereinigung wurde 1975 von 13 Master-of-Law-Studenten gegründet, die nach einem Studienjahr in den USA ihr Wissen rund um das US-Recht und die „Faszination Transatlantik“ weitergeben wollten. Eine Mission, die eindeutig geglückt ist: Heute ist die DAJV Anlaufstelle für alle, die am Rechtssystem der USA interessiert sind. Und der Gründungsspirit von damals hält bis heute an: Das Führungsteam um den Vorstandsvorsitzenden Dr. Olaf Christiansen und den Geschäftsführer André P. Pantel gestaltet mit dem Angebot der DAJV ein Gesamtwerk, das die Rechtssysteme Deutschlands und der USA so umfassend, eindringlich und erlebbar abbildet wie kein zweites. Das Ziel ist es – damals wie heute – Erfahrungen weiterzugeben, Verständnis zu schaffen und Neugier für ein anderes Rechtssystem zu wecken.

DAJV Angebot: Mentorenprogramm, Karriereberatung und ein voller Eventkalender

Die Vereinigung, die inzwischen aus 2500 Mitgliedern besteht, lebt insbesondere vom ehrenamtlichen Engagement. Juristen, Wissenschaftler und Politiker treffen auf Hunderte Young Professionals und Studierende – beiden letzteren wird durch die DAJV ein Internship Service sowie ein Mentorenprogramm angeboten. Hier werden Stellen vermittelt und erfahrene Kolleginnen und Kollegen beraten Berufsanfänger bei der Karriereplanung. Besonderes Highlight sind die regelmäßigen Veranstaltungen, auf denen das deutsche, amerikanische und zwischenstaatliche Rechtsleben diskutiert werden. Dies führt auch zu einer immer enger werdenden Verknüpfung der beiden Rechtssysteme – eine Entwicklung, die auch kritisch betrachtet wird. Dabei agiert das transatlantische Netzwerk der DAJV transparent und offen: Jährlich finden rund 40 nationale und internationale Veranstaltungen statt und jeder ist willkommen. Seminare, Messen, Exkursionen und Events anlässlich nationaler Feiertage wie dem Unabhängigkeitstag stehen genauso auf dem Programm wie der jährliche Veranstaltungshöhepunkt: Die Jahreskonferenz, die alle vier Jahre sogar in den USA ausgerichtet wird.

Jahreskonferenz 2019 in Berlin: Starke Panels von Copyright bis Politics

Zur Jahreskonferenz 2019 hat sich die DAJV Mitte September in Berlin getroffen. Der Vorsitzende Dr. Olaf Christiansen, im Hauptamt Senior Vice President bei Bertelsmann, eröffnete die Konferenz in der amerikanischen Botschaft und lud die Gäste gemeinsam mit der US-amerikanischen Gesandten-Botschaftsrätin für öffentliche Angelegenheiten, Christina Higgins, zunächst zum entspannten Austausch ein. Am zweiten Konferenztag in der Hessischen Landesvertretung wurden in fünf Panels die Themen Antitrust, Tax, Patents, Copyrights und Politics diskutiert. Wie sehen hier die aktuellen Entwicklungen, sowohl national als auch transatlantisch, aus?

Panel Politics: Der Iran Nuclear Deal und seine Rolle im transatlantischen Beziehungsgeflecht

Teilnehmer des Panels „Politics“ beleuchteten unter Moderation von Baker-McKenzie-Partnerin Anahita Thoms aktuelle Handelskriege, Digitalisierungswettkämpfe und den Status Quo der transatlantischen Beziehungen. Thoms eröffnete die Debatte mit dem Thema „Iran Nuclear Deal“: Die USA unter Trump ziehen sich vom Deal zurück, die EU reagiert mit der Reaktivierung der EU Blocking Regulation. Das Ergebnis: Europäische Unternehmen befinden sich in einer Zwickmühle. Folgen sie dem US-Recht oder der Blocking Regulation?

Omid Nouripour, Mitglied des deutschen Bundestags und im erweiterten Vorstand der Atlantik-Brücke, betonte: „Dass der nahe Osten nicht nuklearisiert wird, ist mit Abstand das Wichtigste für uns in Europa“. Dass dem iranischen Staatsbürger Nouripour das Recht auf Einreise in die USA entzogen wurde, war für den Politiker ein emotionaler Tiefpunkt, der auch seine außenpolitische Arbeit einschränkte. Doch das damals verhängte Einreiseverbot hat Nouripour auch dazu angeregt, über seinen Kampf für transatlantische Beziehungen nachzudenken: „Die USA, das ist nicht das Weiße Haus, das sind die Menschen, die dort leben. Deswegen ist Transatlantik für mich eine Wertegemeinschaft, die zwischen den Menschen besteht – unabhängig von Politik und Regierung.“

Als es um die von den USA geplante Seemission am Golf und die Nicht-Beteiligung Deutschlands geht, sind sich Nouripour und Gordon Repinski, stellvertretender Chefredakteur des RedaktionsNetzwerks, einig: Deutschland hätte eine Rolle spielen müssen, um eine europäische Mission zu ermöglichen. „Wir verlieren uns in außenpolitischen Theorien, aber wenn es hart auf hart kommt, reagiert Deutschland nicht“, so Repinski.

Studie der Atlantik-Brücke: USA und Deutschland nehmen einander seit 2016 zunehmend negativ wahr

Dr. Nina Smidt, Präsidentin von American Friends of Bucerius, bringt Studienergebnisse zum Thema „Wahrnehmung Deutschlands durch die US-Amerikaner“ mit ins Panel. Die Studie, die im Auftrag der Atlantik-Brückedurchgeführt wurde, zeigt spannende Veränderungen, insbesondere seit 2016 – dem Start der Trump-Regierung: „Die Wahrnehmung ist zunehmend negativ. Deutschland wird als wirtschaftlich erfolgreich wahrgenommen. Aber auch als unsympathischer, unverlässlicher Partner und ein Land, das in sich zerrissen ist“, so Smidt. Doch auch umgekehrt zeichnet sich ein Negativtrend ab: „Die kritische Haltung gegenüber Amerika verstärkt sich seit 2016“, fasst Smidt die Ergebnisse einer weiteren Studie zusammen. „Es wird nicht mehr als selbstverständlich wahrgenommen, dass das transatlantische Verhältnis wichtig und bindend ist.

Tijen Onaran, Kolumnistin und Gründerin der Global Digital Women, und Omid Nouripour verweisen auf die historischen Gründe von Anti-Amerikanismus: „Dieser tritt immer in Wellen auf. Und momentan haben wir aufgrund der Trump-Regierung eine sehr hohe Welle. Und es ist der Job eines jeden, bei Fake-News und gut finanzierten Kampagnen dagegenzuhalten und Social Media nicht den lauten Kritikern zu überlassen. Hier müssen mehr gute Menschen präsent sein.“ Doch was kann man tatsächlich gegen Anti-Amerikanismus tun? Nouripour betont die Wichtigkeit institutioneller Korrekturmechanismen: „Es gibt viele Kräfte in den USA, auch innerhalb der Administration, die dagegen arbeiten und korrigieren wollen. Hier sitzen unsere besten Verbündeten.“

Mehr Informationen zur Deutsch-Amerikanischen Juristen-Vereinigung und anstehenden Veranstaltungen gibt es unter www.dajv.de.

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