Vom Studium an der Bucerius Law School in Hamburg, einer Doktorarbeit im russischen Recht, dem Referendariat mit einer Bandbreite an Stationen unter anderem in New York, einer spannenden Zeit bei Freshfields LLP im Corporate / M&A ging es für Dr. Anja Honnefelder schließlich zu trivago als General Counsel, wo sie seit über einem Jahr zusätzlich den Bereich Talents&Culture leitet.

“Man hat sich leider an die Unterrepräsentation von Frauen gewöhnt.” sagt Anja Honnefelder, Chief People Officer & General Counsel bei trivago. Sie selbst ist im Leadership Team neben 5 Männern die einzige Frau. Das führt dazu, dass “Frau sein” eine Art Sonderstatus ist. Dadurch, dass es oft -entweder tatsächlich oder gefühlt- nur einen Slot für Frauen in Führungspositionen gibt, wird ein Konkurrenzdenken zwischen Frauen befeuert- das hat weitreichende Auswirkungen. Dabei gilt für sie: “Frau sein darf nichts besonderes mehr sein.” Der Weg aus diesem Konkurrenzdenken ist für sie: Allianzen zwischen Frauen, um sich gegenseitig den Rücken zu stärken und sich aus der eigenen Komfortzone zu bewegen. 

“Frau sein darf nichts besonderes mehr sein!”

Dabei ist Honnefelder aufgefallen, dass Frauen sich in Meetings oft zurück nehmen und zum Beispiel keine Fragen stellen, weil sie denken, dass andere es sicherlich schon verstanden haben. Aber meist sind das Team und die Teilnehmenden dankbar für die Fragen. “Das merkt man, wenn jemand anderes dann die Frage stellt. Die eigene Angst bremst einen oft selbst aus, obwohl man für sich selbst am meisten einstehen muss.” sagt sie. “Vor noch 15 Jahren waren die äußeren Umstände, die mangelnde Infrastruktur für Kinderbetreuung, die Herausforderung. Heute sind Frauen selbst ihre größte Herausforderung, in dem sie noch nicht genug an sich glauben und sich von Erwartungen anderer leiten lassen”.  Diese Selbstzweifel führen dazu, dass Frauen die Sichtbarkeit meiden oder ihre eigenen Erfolge und Gedanken nicht so teilen, wie es ihre männlichen Kollegen tun würden. 

In ihrer früheren Tätigkeit hat Anja Honnefelder ein Bewerbungsvideo für ihren ehemaligen Arbeitgeber gedreht. Daraufhin hat sie negative Rückmeldungen und Kritik bekommen bekommen, aber geht davon aus, dass es bei einem Mann anders gewesen wäre. “Bei Frauen heißt es schnell, dass sie sich in den Mittelpunkt drängen wollen.” sagt sie. Bei Männern wird Sichtbarkeit eher mit positiven Eigenschaften, wie Leidenschaft für das Thema, verknüpft. Das verunsichert viele Frauen und muss offener angesprochen werden. Sie weiß auch, dass man als Frau oft die eigene Kommunikation anpassen muss. Denn man tendiert als Frau dazu eher zu freundlich zu sein, um keine negativen Rückmeldungen zu erhalten. “Schon bei eMails muss man darauf achten, dass man klar kommuniziert ohne das Gefühl zu haben unfreundlich zu sein.” sagt sie. Ihr Tipp: bei eMails die “netten Füllwörter” herausnehmen und direkter auf den Punkt kommen, um sicherzustellen, dass die Prozesse effektiver sind und keine Missverständnisse zwischen “Bitte” und “Delegation” entstehen.

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