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Dr. Eva Heneweer stellt die Rechtsabteilung der FUNKE MEDIENGRUPPE für die Zukunft auf: „Change-Management braucht Vertrauen und Überzeugungskraft“

Im Frühjahr 2019 übernimmt Dr. Eva Heneweer die Leitung der Rechtsabteilung der FUNKE MEDIENGRUPPE – und wechselt somit erstmalig von Kanzlei- auf Unternehmensseite. Direkt zu Beginn auf ihrer Agenda: Change-Management und die Modernisierung ihrer Abteilung. Wie interner Wandel gelingt und in welche Richtung sich das größte deutsche Medienunternehmen bewegt, verrät die Juristin im Interview.  

Als Dr. Eva Heneweer 2019 die Rechtsabteilung der FUNKE MEDIENGRUPPE übernimmt, stellt sie sich zwei großen Herausforderungen: „Zunächst ging es darum, den Konzern in seiner Komplexität zu erfassen“, so die Juristin. „FUNKE steht für traditionelle regionale Tageszeitungen, Zeitschriften und Radiosender aber auch für einen innovativen Journalismus mit Online-Newsseiten, Multimedia-Stories und digitalem Infotainment. Durch Investitionen und smarte Partnerschaften im digitalen Umfeld entwickelt sich die FUNKE Mediengruppe immer mehr zu einem Full-Service-Medienkonzern, der mannigfaltige Medienkanäle bespielt. Es handelt sich um viele, teils unterschiedlich geprägte Geschäftsbereiche, die es zu verstehen galt. Dieses Verständnis ist Grundvoraussetzung, um die internen Mandanten juristisch beraten zu können.“ Die zweite große Herausforderung: ein reibungsloses Change-Management.

„Wer Veränderungen anstößt, muss Vorteile aufzeigen und das Team befähigen, mitzuziehen.“

„Die Grundlage erfolgreicher Veränderungsprozesse ist das Vertrauen untereinander – in meinem Fall zwischen mir und meinem neuen Team“, so Eva Heneweer. „Veränderungen gelingen nur, wenn Mitarbeiter überzeugt sind. Deswegen müssen sie immer mit ins Boot geholt werden. Ich glaube, es liegt in der Natur des Menschen, Veränderungen gegenüber erstmal skeptisch zu sein – sie sind ja auch mit Anstrengung verbunden. Wer Veränderungen anstößt und umsetzt, muss deswegen Vorteile aufzeigen und das ganze Team befähigen, mitzuziehen. Dann kann man es schaffen, alle mit der Zeit abzuholen.“ Als General Counsel hat die Juristin an verschiedenen Stellen Veränderungen initiiert. Ihr Ansatz: Potentiale analysieren und nutzen, erfolgreiche Strukturen erhalten und diese in eine zukunftsweisende Richtung lenken.

„Wir setzen auf teamübergreifendes digitales Arbeiten, New-Work-Methoden und eine offene Fehlerkultur.“

„Ich hatte den Auftrag, die Rechtsabteilung neu aufzustellen – da standen natürlich einige Veränderungen an. Zum Beispiel hinsichtlich unserer Arbeitsweise, unseres Selbstverständnisses und der Teamzusammensetzung“, erklärt Heneweer. „Das Besondere an unserer Abteilung: Wir bilden mit 13 Personen ein Team mittlerer Größe. Wir sind keine „One-Man-Show“, haben aber auch nicht für jeden Bereich Spezialisten. Deswegen decken wir inzwischen die für FUNKE wichtigsten Bereiche mit Spezialisten ab, die anderen Bereiche betreuen Generalisten. Das ist ein Spagat, aber das Team ist sehr kompetent und meistert diese Herausforderung hervorragend.“ Die Juristin setzt zudem auf New-Work-Tools und Methoden, die die Vernetzung verbessern und Synergien stärken. „Es ist essenziell, dass die Verwaltung ordentlich strukturiert ist, um Workflows zu optimieren.

Dank eines neuen einheitlichen digitalen Verwaltungsprozesses haben wir zum Beispiel teamübergreifendes Arbeiten möglich gemacht“, sagt die General Counsel, die auch neue Impulse für die Firmenkultur setzt: „Ich lege viel Wert auf eine positive Fehlerkultur und halte es für den Unternehmenserfolg für wesentlich, über Fehler offen reden zu können. Denn nur so können wir uns stetig verbessern, ohne Kreativität und unternehmerisches Denken abzuschneiden. Das geht Hand in Hand mit einer guten Feedback-Kommunikation, die ein weiterer Meilenstein in den letzten zwei Jahren war.“

„Die Anfangsphase unseres Veränderungsprozesses liegt hinter uns. Jetzt geht es um Zukunftsgestaltung – mit digitalen Themen und Innovation.“

Heneweer weiß, dass interne Prozessoptimierungen herausfordernd sein können: „Man bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Verwaltungsabbau und dem Erhalt der Verwaltung, die wichtig und strukturgebend ist.“ Außerdem ist eine neue Ausrichtung immer auch über die Grenzen der Rechtsabteilung hinaus spürbar: „Natürlich mussten sich auch die restlichen FUNKE-Mitarbeiter umstellen und an die neuen Prozesse der Rechtsabteilung gewöhnen.“

Heute, nach rund zwei Jahren Wandel und Optimierung, hat sich aus Sicht der Juristin jedoch ein sehr gutes Fundament gebildet: „Wir haben die Anfangsphase hinter uns und gehen jetzt in die Zukunftsgestaltung. Dazu zählen vor allem der weitere Ausbau von Digitalisierungsthemen aber auch vorausschauende und innovative Arbeitsansätze – etwas, das für die Profession der Jurist*innen bisher oft noch eine untergeordnete Rolle spielt. Außerdem arbeiten wir gerade an der Einführung von KPI für die Rechtsabteilung, sowie einem konzernübergreifenden Vertragsmanagement.“ Heneweer betont, eine Musterlösung für den erfolgreichen Aufbau einer Rechtsabteilung gebe es nicht. Ihr Tipp: Von erfahrenen Vorbildern lernen und aktiv in den Austausch gehen. 

„Wer als General Counsel in ein Unternehmen kommt, sollte sich mit Kollegen austauschen, netzwerken und mutig Neues ausprobieren.“

„Da ich aus der Kanzleiwelt komme, habe ich für meine neue Rolle vor allem den Kontakt zu anderen General Counsel gesucht – denn genau hier liegt das Wissen. Auch wenn es Seminare für Führungskräfte gibt, werden dort die spezifischen Anforderungen von Rechtsabteilungen nicht behandelt. Sich mit anderen General Counsel auszutauschen, ist deswegen entscheidend“, so die Juristin. „Darüber hinaus gilt: „Learning by Doing“, mit dem Team darüber sprechen, was funktioniert und was nicht. Einfach ein offenes Ohr haben, Bestehendes hinterfragen oder schlicht mutig Neues ausprobieren.“ Auch Fachmedienkongresse seien ein guter Ort, um up-to-date zu bleiben.

„Ebenfalls wichtig für alle, die ins Unternehmen wechseln, ist das interne Netzwerken. So versteht man schnell, welche Rolle die Rechtsabteilung in einem Unternehmen spielt und was von ihr erwartet wird. Gleichzeitig kann man die Positionierung der Rechtsabteilung als Berater und Dienstleister im Konzern vorantreiben. Man sollte wissen, wie man im Unternehmen wahrgenommen werden will – und wie man dahinkommt“, sagt Heneweer. „Wer als businessnah gesehen werden möchte, sollte als Jurist*in Interesse und Verständnis für Probleme im Unternehmen zeigen und nicht nur Risiken, sondern auch Lösungen aufzeigen. Dann wird man auch früh einbezogen – und das macht die Arbeit effizienter.“

„Damit Journalismus profitabel bleibt, entwickeln wir uns zunehmend von einem klassischen Printmedienhaus zu einem multimedialen Medienkonzern.“

Heneweers Tätigkeitsschwerpunkte liegen in der Beratung der Geschäftsführung sowie der Begleitung großer Projekte oder Verfahren. Genauso wichtig ist ihr in der täglichen Arbeit aber auch Sparringspartner für das Team zu sein und immer ein offenes Ohr am operativen Business zu haben. „Die Herausforderung in der täglichen Arbeit ist, die Ziele des Business zu erkennen und zu ermöglichen, oder, wenn etwas nicht möglich ist, Alternativen anzubieten. Ich sehe mich in der Rolle einer vertrauenswürdigen Beraterin. Ich zeige auf, wo juristische Grenzen liegen, biete aber auch Alternativen an. Am wichtigsten ist es, klar und fundiert zu kommunizieren“, weiß die Juristin, die nicht nur den Wandel der Rechtsabteilung, sondern auch den des ganzen Unternehmens begleitet: „Wir entwickeln uns zunehmend von einem klassischen Printmedienhaus zu einem multimedialen Medienkonzern. Täglich stellen wir uns die Frage, wie Journalismus auch in Zukunft profitabel bleibt. Der wichtigste Schritt ist hierbei sicherlich die Digitalisierung der Regionalzeitungen.“

Das Geschäft sei schnelllebig, sagt Dr. Eva Heneweer, doch sie genießt das Tempo: „Die Vielfalt und das Spiel mit Print- und Digitalprodukten – das ist das Spannende an FUNKE.“