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Dr. Nina Ranke & Michael Moersch von Ringier Axel Springer Schweiz folgen ihrer Leidenschaft für die Medienbranche

Dr. Nina Ranke und Michael Moersch

Dr. Nina Ranke ist Verlagsgeschäftsführerin bei Ringier Axel Springer in Zürich, Michael Moersch ist hier, beim größten Schweizer Zeitschriftenhaus, als Chief Digital Officer im Einsatz. Die beiden verbindet nicht nur der Arbeitgeber, sondern auch ein ganz besonderer Karriereweg: Zwei Juristen folgen ihrer Leidenschaft für Medien – und wechseln vom Rechtswesen ins Management. Ein Interview über Karriereziele, die Umwege brauchen, um erreicht zu werden.

 „Ninas und mein Weg haben sich erstmals zufällig an einem Kopierer gekreuzt“, erinnert sich Michael Moersch. „Wir waren beide in der Rechtsabteilung von Axel Springer in Berlin tätig, unserer damaligen Wahlstation – Nina im Kartellrecht, ich im Presse- und Medienrecht. Wir haben direkt gemerkt, dass uns neben dem Juristischen, die Leidenschaft für Medien und Journalismus verbindet.“ Während es Moersch, der bereits parallel zum Studium Medienerfahrung gesammelt hat, nach dem Examen klar auf die Verlags-/Produktseite zieht, steht auch für Ranke fest: Sie will ins Management. „Mir war immer klar, dass ich irgendwann Teil der Geschäftsführung sein möchte“, sagt sie. „Aber natürlich braucht es eine Art Brücke, um auf die kaufmännische Unternehmensseite zu kommen. Es ist schwierig, sich allein mit juristischer Erfahrung zu bewerben.“ 

„Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um zwei Schritte nach vorne zu machen.“

Diese Brücke ist schließlich das Management-Traineeprogramm von Axel Springer. Unabhängig voneinander bewerben sich Ranke und Moersch – und werden beide genommen. „Ein Trainee erschien vielleicht einigen als Rückschritt,“ so Ranke. „Insbesondere, weil Michael und ich auch Angebote aus Großkanzleien vorliegen hatten. Aber wir haben daran geglaubt, dass diese Entscheidung genau richtig für uns ist und dass wir mit Axel Springer eine gemeinsame Reise machen können. Eine Karriere ist eben ein Marathon, kein Sprint. Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um zwei Schritte nach vorne zu machen. Davor braucht man keine Angst zu haben.“

Die beiden Juristen starten als Trainees – ihre Wege überschneiden sich erneut. Und der Grundstein für eine Freundschaft, die bis heute besteht, ist gelegt: „Wir sind seit damals immer in Kontakt geblieben und haben uns über unsere Stationen und Karriereschritte ausgetauscht“, so Moersch. „Auch wenn wir nach dem Traineeprogramm unterschiedliche Richtungen eingeschlagen haben, arbeiten wir jetzt, hier in Zürich bei Ringier Axel Springer, wieder zusammen.“ 

 «Life is better when I’m cruel» Teil der Ringier-Kunstsammlung

„Digitale Produkte müssen sich selbst tragen und finanzieren können.“

Während Dr. Nina Ranke als Verlagsgeschäftsführerin der Wirtschaftsmedien fungiert, ist Michael Moersch seit 2017 Digitalchef des Medienhauses. „Ich bin für die digitale Transformation unseres Verlagsgeschäfts zuständig. Meine Hauptaufgabe besteht darin, digitale journalistische Produkte und neue digitale Erlösquellen zu schaffen, die uns helfen, zukunftsfähig zu bleiben. Digitale Produkte müssen sich selbst tragen und finanzieren können“ so Moersch. „Wir wollen auch im Digitalen Produkte kreieren, die unsere Leser begeistern und die Orientierung bieten.“

International gibt es im Bereich des Magazin-Journalismus bisher nur wenige erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle, weshalb Moersch den Transformationsprozess offen gestaltet: „Es gibt kein allgemein gültiges Rezept für Digital Publishing. User erwarten digitales und vermehrt multimediales Storytelling auf zahlreichen Kanälen und das 24/7. Das ist eine riesige Herausforderung und fordert Mut, nicht jedem Trend zu folgen.“ Die Lösung sieht Moersch neben einer klaren Business-Fokussierung u.a. im Bereich Paid Content: „User werden zukünftig auch Online für unsere Inhalte bezahlen.“ 

„Auch etablierte Traditionsmarken wie unsere Wirtschaftstitel müssen in Zukunft digital gedacht werden.“

Digitalisierung und Zukunftsfähigkeit – zwei Ziele, die auch Dr. Nina Rankes Arbeitsalltag maßgeblich prägen: „Ich trage die kommerzielle Verantwortung für unsere Wirtschaftsmedien und manage Erlös- und Kostenströme. Mein Ziel ist es, dass unsere Produkte wirtschaftlich erfolgreich und für die Zukunft stark aufgestellt sind.“ Und das ist eine echte Schnittstellenaufgabe: Knapp 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in Rankes Abteilung, mehrheitlich Journalistinnen und Journalisten.

„Ich steuere diverse Einheiten und stimme mich ständig mit anderen Abteilungen ab – zum Beispiel mit unseren Sales-Units, dem Marketing-Team oder mit Michael, wenn es um Digitalisierung geht.“ Die digitale Transformation sieht Ranke als aktuell größte Herausforderung: „Viele unserer Wirtschaftsmedien sind etablierte Traditionsmarken. Es sind Prestige-Titel, die in der Schweizer Wirtschaft eine entscheidende Rolle spielen. Wir pflegen sehr enge Beziehungen zu führenden Köpfen in der Wirtschaft, was den Titeln natürlich zu einer besonderen Position verhilft. Dennoch müssen wir künftig eine digitale Denkweise kultivieren. Da bin ich aber optimistisch und glaube, dass wir das sehr gut hinbekommen werden.“ 

„Die juristische Ausbildung war eine Denkschule, die uns beigebracht hat, Inhalte schnell zu erfassen, strukturiert zu handeln und gute Entscheidungen zu treffen.“

Dr. Nina Ranke und Michael Moersch sitzen heute in keiner Kanzlei oder Rechtsabteilung. Ihre juristische Ausbildung hat ihnen dennoch wertvolles Handwerkszeug mitgegeben. „Die Ausbildung war in erster Linie eine Denkschule, die uns heute hilft, Sachverhalte und Details in kürzester Zeit zu erfassen, ohne den Blick fürs große Ganze zu verlieren“, so Moersch. „Das macht es leichter, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, Themen strukturiert voranzutreiben und mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten.“

Ranke ergänzt: „Dazu kommt, dass es immer wieder rechtliche Schnittstellen gibt – zum Beispiel bei Vertragsverhandlungen. Hier habe ich den Vorteil, keinerlei Berührungsängste zu haben, da ich weiß, wie juristische Dokumente aufgesetzt sind. Gleiches gilt für das Arbeitsrecht: Als Führungskraft muss ich wissen, wie lang ein Redakteur arbeiten kann.“ Michael Moersch kommt die juristische Expertise zudem beim Thema Datenschutz zu Gute: „Für die Werbevermarktung, die Produktoptimierung sowie die Personalisierung unserer Produkte sind User-Daten essenziell. Da unsere digitalen Produkte auch ausserhalb der Schweiz u.a in Deutschland und Frankreich genutzt werden, ist neben Schweizer Recht auch die EU-DSGVO für uns relevant.“ 

Beide sind sich einig: Die juristische Ausbildung hat ihnen Skills mitgegeben, die im Management sehr gefragt sind. „Eine entsprechende und hinreichend fachliche Expertise ist jedoch das A und O für den beruflichen Erfolg “, so Moersch. Juristen, die einen ähnlichen Weg anstreben, empfiehlt Ranke: „Der Seitenwechsel erfordert Mut, lohnt sich aber. Auf dem vermeintlichen Umweg lernt man vieles, was die juristische Ausbildung in der geschäftlichen Praxis ergänzt. Wer dann noch Empathie und Entscheidungsstärke mitbringt, ist bestens aufgestellt.“