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Dr. Philipp Wehler, Partner bei Hoffmann Liebs: „Kartellrecht ist im Sport genauso wichtig wie in jedem anderen Wirtschaftszweig“

Dr. Philipp Wehler ist Partner und Rechtsanwalt bei Hoffmann Liebs – einer Kanzlei, die bereits seit über 40 Jahren Mittelständler, Konzerne und den öffentlichen Sektor berät. Wehlers persönliche Schwerpunkte: IP-Recht, Sportrecht und Sportkartellrecht. Warum Kartellrecht auch im Sport eine entscheidende Rolle spielt, welche juristischen Entwicklungen der Rechtsanwalt für die Sportbranche sieht und was er an seiner Tätigkeit für den Branchenverband der deutschen Spielerberater schätzt, erzählt er im Interview.

„Auch wenn es viele anwaltliche Kolleginnen und Kollegen immer mal wieder bezweifeln: Das Kartellrecht findet im Sport genauso Anwendung wie in jedem anderem Wirtschaftszweig“, sagt Dr. Philipp Wehler, Partner und Rechtsanwalt bei Hoffmann Liebs. „Natürlich gibt es hier und da Besonderheiten, aber überall dort, wo wirtschaftliche Bezüge bestehen, greift das Kartellrecht auch im Sport.“ Als Beispiel nennt der Jurist die 50+1-Regel, die festlegt, dass Investor*innen einer Kapitalgesellschaft wie der Bundesliga nie die Stimmmehrheit haben dürfen. „Im Kern der Debatte um 50+1 steht eine klar wirtschaftliche Tätigkeit – und dazu haben wir auch als Kanzlei beraten.“ 

Ein weiterer Fall, der unter Kartellrechtler*innen intensiv diskutiert wurde, ist die Idee einer Super League – und die UEFA, die sich dagegen gestellt hat. „Letztlich ist in diesem Fall das passiert, was aus Sicht des Kartellrechts durchaus erwünscht ist: Es ist Wettbewerb entstanden“, erklärt Wehler. „Man darf auch nicht vergessen: Wenn es neben der UEFA Champions League möglicherweise eine European Super League gäbe, könnte das in den betroffenen Märkten auch Vorteile mit sich bringen.“

„Für Rechtsberater im Sport gilt dasselbe wie für Spitzensportler: Konzentrieren und einen kühlen Kopf bewahren!“

Wehler beschäftigt sich nicht nur im Rahmen der Kanzleiarbeit mit aktuellen Fragestellungen der Sportbranche: Zuletzt war er als Sachverständiger im Sportausschuss des Deutschen Bundestags vertreten. „Das war natürlich etwas ganz Besonderes für mich“, sagt er. „Ich durfte zur rechtlichen Seite des Profifußballs Stellung nehmen – unter anderem gemeinsam mit Vertretern der FIFA, der DFL, des DFB und des Fanbündnisses Unsere Kurve.“ Der Jurist ist absoluter Branchenexperte. Aber was sollte man als Rechtsberater*in in einer Branche mitbringen, die als so verschwiegen und intransparent gilt, wie der Sport? „Grundlegend ist ausgezeichnetes juristisches Handwerkszeug – aber das gilt für jede Branche“, weiß Wehler. „Zudem müssen gute Berater auch hervorragend zuhören und Probleme herausarbeiten können. Und wer sich etablieren will, braucht natürlich tiefe Branchenexpertise. Deswegen bringt man im Idealfall eine echte Leidenschaft für den Sport und dessen Akteure mit. Wer mit Begeisterung dabei ist, dem fällt es leichter, die Extrameile zu gehen – das gilt jedenfalls für mich. Mir macht es einfach Spaß, Wettbewerbe zu ermöglichen und allen Beteiligten zu helfen, ihr Potential zu entfalten.“ Und dann gibt es noch etwas, das für Sportler*innen und Rechtsberater*innen im Sport gleichermaßen wichtig ist: „Die Kombination aus einem kühlen Kopf und Konzentration ist essentiell“.

„Sportstech wird die Zukunft der Branche genauso prägen wie NFTs. Zu letzteren beraten wir bereits einige Spitzenfußballer.“

Was aktuelle Herausforderungen und Zukunftsentwicklungen in der Branche betrifft, gilt natürlich auch für den Sport: Die Pandemie hat Spuren hinterlassen. „Vereine haben nach wie vor mit der Pandemie zu kämpfen. Und da kommen auch wir als anwaltliche Berater ins Spiel. Wir schauen uns an, wie man mit den aktuellen Unsicherheiten umgehen kann. Zum Beispiel, indem wir Sponsorenverträge aufsetzen, die sowohl flexibel sind als auch Sicherheit für alle Parteien bieten. Da braucht es Verhandlungsgeschick und Fingerspitzengefühl für eine Partnerschaft und deren Historie“, erklärt Wehler, der auch einen Blick auf Branchentrends wirft: „Sportstech ist und wird ein großes Thema. Hier steht die Frage im Raum, wie die Datenmengen, die mittlerweile im Sport entstehen, genutzt werden. Ein sehr beratungsintensives Feld, da dabei neben ethischen auch viele rechtliche Fragestellungen aufkommen. Hier betreten wir häufig Neuland, genau wie in Sachen Blockchain mit Blick auf NFTs. Zum Beispiel beraten wir aktuell einige Spitzenfußballer im Zusammenhang mit NFTs zur Auswertung ihrer Persönlichkeit. Alles sehr neue Themen – es wird also nicht langweilig.“ 

Das gilt auch für die Debatte um Spielervermittler*innen und – berater*innen: „Die FIFA hat sich aktuell eine stärkere Regulierung von Spielervermittlern zum Ziel gesetzt – insbesondere bezüglich einer Deckelung ihrer Honorare“, so Wehler. „Allerdings halte ich diese Pläne für klar kartellrechtswidrig. Warum? Weil die FIFA als Vereinigung einem Nichtmitglied, dem Spielervermittler, vorschreiben will, wie er seine Vergütung aushandeln soll. Das gibt es in keiner anderen Branche. Und da es keinen Zwang gibt, mit einem Vermittler zu arbeiten, sehe ich aktuell ein funktionierendes Marktgeschehen. Eine Rechtfertigung für die FIFA einzugreifen, gibt es aus meiner Sicht nicht.“

„Hoffmann Liebs ist eine der wenigen Kanzleien, die über alle Praxisgruppen hinweg Expertise im Sport bietet – und das mit konsequentem Full-Service-Ansatz .“

Als Kanzlei verfolgt Hoffmann Liebs einen Full-Service-Ansatz – der richtige Weg, um im Sport kartellrechtlich zu beraten? „Ich glaube, es wird immer schwieriger nur in einzelnen Teilbereichen der Sportindustrie anwaltlich zu beraten. Als Full-Service-Kanzlei können wir Mandanten nicht nur zum Kartellrecht, sondern auch an Schnittstellen zum Arbeitsrecht, Datenschutzrecht und Gesellschaftsrecht unterstützen. Das ist natürlich ein Vorteil, da alles aus einer Hand kommt und wir Mandanten ganzheitlich zur Seite stehen“, so Wehler. „Daher glaube ich auch, dass der Berater der Zukunft nicht nur ein einzelnes Problem fachlich ordentlich lösen können muss. Er sollte auch Verständnis für weiterführende, angrenzende Probleme haben. Deswegen bin ich Befürworter des Full-Service-Ansatzes.“ Hoffmann Liebs ist zusätzlich eine der wenigen Kanzleien deutschlandweit, die über alle Praxisgruppen hinweg über Expertise im Sport verfügt. „Wir haben eine der breitesten sportrechtlichen Praxen aufgebaut – und wir wachsen“,erklärt der Jurist. „2020 wurden wir von Juve als Kanzlei des Jahres für den Westen und für den Mittelstand ausgezeichnet. Was viele nicht wissen: Das Sportklientel passt sehr gut zu unserer Mittelstandskompetenz. In der Branche sind nicht nur große Konzerne unterwegs, sondern auch viele Einzelunternehmer und Einzelpersönlichkeiten, zum Beispiel Spitzensportler.“ Was Hoffmann Liebs für Wehler ausmacht: „Unsere breite Aufstellung und Expertise sowie die Marktwahrnehmung und Auszeichnungen. Es macht mir große Freude, hier zu arbeiten und mich einzubringen.“

„Ich mache meinen Beruf mit großer Leidenschaft. Deswegen ist es mir wichtig, immer am Puls der Zeit zu sein und Branchen­trends zu kennen.“

Die Leidenschaft für den Sport bringt Dr. Philipp Wehler auch in seiner Tätigkeit für die Deutsche Fußballspieler-Vermittler Vereinigung ein. „Nachdem ich schon so lange im Sport berate und mit Spitzenfußballern und deren Beratern arbeite, hatte ich große Lust auf diese Tätigkeit“, sagt der Jurist. „Mein Hintergrund passte auch insofern perfekt, als dass der Spielerberaterverband in der nächsten Zeit mit vielen juristischen Themen konfrontiert sein wird – zum Beispiel der drohenden Auseinandersetzung zwischen FIFA und Spielervermittlern. Außerdem steht gelegentlich auch Medien- und Pressearbeit oder ein Hintergrundgespräch auf dem Plan. Damit komme ich sonst nicht in Berührung, ein Blick über den juristischen Tellerrand sozusagen.“ Und es steht noch ein weiteres Highlight an: Wehler wird am Harvard-Programm „The Business of Entertainment, Media, and Sports“ in Boston teilnehmen – wie unter anderem Oliver Kahn vor ihm. „Das Programm ist für mich als Berater eine tolle Chance. Hier wird diskutiert, was die Branchen Sport, Entertainment und Medien in den nächsten Jahren prägen wird und welche Trends wegweisend sein werden. So nah am Puls der Zeit sein zu dürfen, ist wirklich toll.“

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