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Druck von Aktivisten in Europa nach der Pandemie auf dem Vormarsch: Kein Unternehmen ist dagegen immun

Frankfurt am Main, 3. März 2021 –
Activistmonitor, eine Fachpublikation von Mergermarket, hat zusammen mit der internationalen Anwaltskanzlei Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom LLP einen Bericht veröffentlicht, der die Trends der Kampagnen aktivistischer Investoren in Europa im Jahr 2020 vorstellt und einenAusblick auf das Jahr 2021 gibt. 

Neben quantitativen Daten von Mergermarket enthält der Bericht Activist Investing in Europe Untersuchungen aus Gesprächen mit 50 führenden Verantwortlichen aus Unternehmen und aktivistischen Investoren in Europa.

Die wichtigsten Ergebnisse aus dem Bericht sind:  

  • Kleine, mittlere und auch große Unternehmen sind anfällig für Angriffe
  • Aktivisten finden neue Verbündete unter Private-Equity-Fonds und institutionellen Anlegern 
  • Besonders gefährdet sind Unternehmen, deren Aktienkurs noch nicht wieder den Stand von vor Beginn der Pandemie erreicht hat 
  • Die Themen Environmental, Social and Governance (ESG) und Corporate Social Responsibility (CSR) haben für alle Aktivisten einen hohen Stellenwert 
  • Es steht zu erwarten, dass US-amerikanische Aktivisten ihre Aktivitäten in Europa in den nächsten zwölf Monaten verstärken 
     

Wichtige Daten und Trends: 

  • Trotz der Pandemie starteten aktivistische Investoren im Jahr 2020 sechzig neue öffentliche Kampagnen in Bezug auf europäische Unternehmen.  
  • 80 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einer Zunahme aktivistischer Maßnahmen nach der Pandemie. 60 Prozent der Aktivisten erwarten, dass das Kampagnenvolumen bereits vor dem Jahresende 2021 wieder das vor Beginn der Pandemie bestehende Niveau erreicht. 

Dr. Matthias Horbach, Leiter des M&A Geschäfts von Skadden in Deutschland, unterstreicht die immensen Auswirkungen der Krise. „Aktivisten und Unternehmen mussten ihre Sicht auf das Geschäft des Unternehmens plötzlich neu bewerten“, sagt er. „Die Pandemie war eine neue Situation für alle, und es dauerte einige Zeit, um diese einzuschätzen, aber wir sahen die Ergebnisse bereits im dritten und vierten Quartal 2020.“ 

  • Unternehmen mit einer Kapitalisierung von über 2 Mrd. USD waren 2020 am häufigsten das Ziel von Aktivisten in Europa (50 Prozent der Zielunternehmen, das ist ein Wachstum von 21 Prozent gegenüber 2019). 
  • Alle Sektoren wurden 2020 von Aktivisten ins Visier genommen. Besonders betroffen waren der Finanzdienstleistungssektor und aufgrund der COVID-19-Pandemie der Verbraucher- und der Freizeitsektor. 
  • Die öffentlichen Forderungen von Aktivisten in Europa waren hauptsächlich gerichtet auf Veränderungen im Vorstand und Aufsichtsrat (30 Prozent der öffentlichen Forderungen im Jahr 2020) oder Fusionen und Übernahmen (27 Prozent der öffentlichen Forderungen im Jahr 2020). 
  • Die öffentlichen Forderungen von aktivistischen Investoren in Europa im Hinblick auf Kostensenkungen und operative Verbesserungen stiegen von vier im Jahr 2019 auf 16 im Jahr 2020, was einem Anstieg von 400 Prozent entspricht und eine Folge der Auswirkungen von COVID-19 auf die Bilanzen ist. 
  • 35 Prozent der befragten Unternehmen sind nicht der Meinung, dass ESG-Themen in Kampagnenforderungen von Aktivisten eine Priorität sind. 100 Prozent der befragten Aktivisten geben jedoch an, genau diese Themen zu favorisieren.  

Hierzu Dr. Matthias Horbach: „Das wachsende Interesse von Aktivisten an ESG-Kriterien ist Teil eines höheren Stellenwertes und Bewusstseins für diese Themen. Politische Entscheidungsträger, Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und andere wichtige Interessengruppen suchen dabei nach Antworten der Unternehmen. Ein Verantwortlicher eines deutschen aktivistischen Investors erläutert dazu: „Der Klimawandel kann nicht ignoriert werden, genau so wenig wie Bedenken im Hinblick auf mangelnde Diversität.“ 

  • Im Vergleich zum Vorjahr nahmen die Aktivitäten von Aktivisten deutlich zu. In Deutschland (plus 67 Prozent), Frankreich (plus 75 Prozent), Italien (vier öffentliche Kampagnen im Jahr 2020, gegenüber keiner im Jahr 2019), den Niederlanden (plus 500 Prozent) und Belgien (plus 200 Prozent). In Großbritannien war mit 15 im Jahr 2020 gestarteten Kampagnen erneut der öffentlich sichtbarste Aktivismus zu verzeichnen, der jedoch um 32 Prozent unter den 22 im Jahr 2019 gestarteten Live-Kampagnen lag. 

Dr. Holger Hofmeister, M&A Partner bei Skadden in Frankfurt am Main, fügt hinzu, dass eine öffentliche Kampagne oft das letzte Mittel eines Aktivisten ist. „Es ist einigermaßen beschwerlich und der Ausgang ziemlich ungewiss. Die Diskussion kann außer Kontrolle geraten, Politiker könnten mit in den Diskurs verwickelt werden, und es kann ziemlich schmutzig werden.“ Gerade Aktivitäten hinter verschlossenen Türen hätten sich signifikant erhöht. „Dies ist ein Verhalten, das von Unternehmen noch zu adressieren ist“, sagt Dr. Hofmeister.  

  • Sechs von zehn Aktivisten in Europa hatten ihren Sitz in Großbritannien, während Elliott Management als einziger US-Vertreter unter den Top 10 hervorsticht. Alle Aktivisten und  fast alle befragten Unternehmen sind der Ansicht, dass europäische Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten verstärkt zu Zielen nordamerikanischer Aktivisten werden. 

Dies ist der sechste Jahresbericht über Aktivismus von Skadden, der einzigen Anwaltskanzlei, die in den letzten zehn Jahren M&A-Deals im Wert von über 4,5 Billionen US-Dollar * beraten hat.  

* Stand 1. Januar 2021

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