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Entrepreneur und Investor Fabian Heilemann: „Ich nutze mein Wissen und meine Stimme, um den Wandel zum Impact-Kapitalismus voranzutreiben“

Schon in seiner Jugendzeit erwacht bei Fabian Heilemann der Gründergeist. Heute ist der studierte Jurist Partner bei Earlybird, Impact Investor und Serienunternehmer. Sein Fokus: Den Wandel vom Finanzkapitalismus hin zum Impact-Kapitalismus vorantreiben. Was das für ihn bedeutet und wie er mit der Gründung von „Leaders for Climate Action“ hilft, Klimaschutz unternehmerisch zu verankern, erzählt Heilemann im Interview. 

Fabian Heilemanns Begeisterung fürs Unternehmertum läuft als roter Faden durch sein Leben: „Mein Bruder und ich haben schon als Teenager das erste Mal gegründet und sehr früh ein Gespür dafür bekommen, was es heißt, Unternehmer zu sein. Dazu gehört unter anderem, unternehmerisches Risiko zu tragen, Teams zu führen und Produktideen zu entwickeln“, erzählt der studierte Jurist, der inzwischen als Partner bei Early Bird Venture Capital und Mitgründer von Pirate Impact im Einsatz ist.

„Rückblickend hätte ich schon früher ins Unternehmertum einsteigen können. Gleichzeitig konnte ich aus dem Jurastudium wertvolle Fähigkeiten mitnehmen.“

Vor rund zehn Jahren schließt Fabian Heilemann sein Jurastudium ab und promoviert – doch es zieht ihn Richtung Gründertum. „Ich habe gespürt, dass das mein Weg ist“, sagt der heutige Investor. „Rückblickend wäre es vielleicht gut gewesen, nach dem Bachelor direkt zu gründen oder einen Business-Master anzuschließen. Ich habe stattdessen viel Zeit und Disziplin in etwas gesteckt, von dem ich wusste, dass es nicht meiner beruflichen Zukunft entspricht. Dennoch bedauere ich nichts – schließlich habe ich aus dem Jurastudium einige besondere Fähigkeiten mitgenommen: Den Umgang mit Sprache, die Strukturierung komplexer Sachverhalte und die präzise Herangehensweise an Probleme.“ Berührungspunkte zu Rechtsthemen gibt es in Heilemanns Berufsalltag bis heute, auch wenn sein Fokus anderen Aufgaben gilt: „Wenn juristische Fragen aufkommen, ist es gut, dass ich entsprechende Kenntnisse mitbringe. Dennoch gehe ich hier nicht in die Detailarbeit. Als Partner im Venture Capital Fund liegt meine Kernwertschöpfung darin, Investmentstrategien zu erarbeiten, Deals ausfindig zu machen und abzuschließen und später im Portfolio Management die positive Entwicklung dieser Unternehmen zu begleiten – bis ein Unternehmen wieder veräußert wird.“ 

„Als Investor achte ich darauf, dass Unternehmen sich der Folgen ihres unternehmerischen Handelns bewusst sind“

Bei der Auswahl passender Unternehmen achtet der Investor besonders darauf, ob Unternehmen sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind: „Ich suche nach Unternehmen, die das Ökosystem, in dem sie sich bewegen, im Blick haben und die positiven und negativen Auswirkungen ihres Handelns bedenken“, so Fabian Heilemann. „Grundlage dafür ist, dass nicht nur Kunden oder Investoren als Stakeholder gesehen werden, sondern auch die Umwelt. Das bedeutet, dass der Fokus nicht allein auf Umsatzwachstum liegen kann.“ Er betont: „Hierbei geht es eben auch um indirekte Folgen, die unternehmerisches Handeln, zum Beispiel auf die Umwelt, haben kann. Wer diese durchdenkt und basierend darauf das eigene Unternehmen mit seiner Strategie und seinen Produkten konfiguriert, handelt aus meiner Sicht unternehmerisch verantwortungsbewusst.“

„Mit Leaders for Climate Action wollen wir Unternehmen beim klimaneutralen Handeln unterstützen.“

Die Klimakrise ist dabei ein Thema, das Heilemann besonders am Herzen liegt. Im Frühjahr 2019 gründet er gemeinsam mit seinem Bruder die Non-Profit-Organisation Leaders for Climate Action. „Der Weg dahin war ein gradueller Prozess“, erzählt er. „Wir haben vor rund fünf Jahren begonnen, uns mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen und mussten feststellen, dass wir da als westliche Gesellschaft leider auf keinem ausreichend guten Weg sind. Der Handlungsbedarf war offensichtlich und wir wollten Teil der Lösung sein. Schließlich waren wir vorher recht unsensibel, was die Auswirkungen unseres Konsum- und Investmentverhaltens auf Umwelt, Klima und Soziales betraf.“ Nach Veränderungen, die vor allem ihren privaten Lebensstil betrafen, geben die Brüder dem Klimaschutz einige Zeit später einen professionalisierten Rahmen: „Mit der Gründung von Leaders for Climate Action wollen wir andere Unternehmer inspirieren, klimaneutraler zu agieren. Dafür zeigen wir auch konkrete Handlungsoptionen auf“, so Heilemann. „Mit über 1.000 Unternehmern sind wir heute die größte und einflussreichste Non-Profit-Organisation für unternehmerischen Klimaschutz – und können auf knapp 900.000 Tonnen an bereits erreichter, primärer CO₂-Reduktion und Kohleausgleich verweisen.“

„Wir verpflichten Unternehmen den Dreiklang aus Messen, Reduzieren und Ausgleichen hinsichtlich Klimaschutz zu integrieren.“

Die Brüder gehen noch einen Schritt weiter: Bei Earlybird starten sie mit dem Aufbau einer Climate-Tech-Practice. „Gemeinsam mit Leaders for Climate Action haben wir Klimaklauseln entwickelt, die heute fester Bestandteil unserer Term Sheets und Share Holder Agreements bei Earlybird sind“, so Fabian Heilemann. „Damit verpflichten wir Unternehmen, in die wir investieren, zu einem grundlegenden Maß an Bewusstsein. Orientiert wird sich dabei an einem Dreiklang aus Messen, Reduzieren und Ausgleichen.“ Allen, die noch tiefer ins Thema einsteigen wollen, empfiehlt der Investor und Gründer das gerade erschienene Buch „Climate Action Guide“ seines Bruders Ferry Heilemann. „Es ist wirklich ein tolles Buch, das Unternehmen konkrete Empfehlungen auf Handlungsebene gibt, das Thema aber auch übergeordnet einordnet. Kapitel für Konsumenten und Investoren sind auch dabei. Wer das Buch liest, lernt unsere Weltsicht kennen.“

„Unternehmer und Investoren dürfen sich nicht länger hinter ihrem Job und Renditezielen verstecken. Sie müssen Stellung beziehen.“

Heilemanns Engagement zeigt klar, welche Ziele er für sich persönlich gesteckt hat: „Mein Wissen und Können, das ich in bislang 20 Jahren als Unternehmer und 10 Jahren als Investor gesammelt habe, möchte ich einsetzen, um einen grundlegenden Transformationsbeitrag zu leisten. Das bedeutet, dass ich einen positiven Wandel im Blick habe – egal, ob ich investiere, als Aufsichtsrat oder Board-Member agiere oder mich gemeinnützig engagiere. Ich will meine Stimme da, wo mich unterschiedliche Stakeholder hören, sinnvoll nutzen.“ Wie diese Transformation konkret aussehen kann, formuliert Heilemann sehr deutlich: „Weg von reinem Finanzkapitalismus, hin zu einem – wie wir es nennen – Impact-Kapitalismus. Das bedeutet, dass wir die Definition von Erfolg ausweiten müssen: Finanzielle Renditen bleiben nach wie vor relevant, müssen aber im Zusammenspiel mit einer Impact-Rendite gedacht werden. Diese berücksichtigt gesellschaftliche und ökologische Faktoren.“ Was es für diesen Wandel braucht, sei neben neuem Denken und Handeln auch der bewusste Einsatz von Technologien: „Diese müssen lösungsorientiert eingesetzt werden. Einfach nur aus Selbstzweck ein Unicorn zu bauen, reicht nicht. Hinzu kommt, dass Unternehmer und Investoren Stellung beziehen müssen und sich nicht länger hinter ihrem Job und Renditezielen verstecken dürfen.“