Liebe Frau Wortmann, zunächst vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um als Special Guest in unserer Reihe „Women & Legal Innovation“ mit unseren Leser:innen Ihre Gedanken zum Thema Innovation zu teilen. 

Unsere erste Frage: Was bedeutet Innovation für Sie  sowohl für Sie ganz persönlich als auch mit Blick auf die AUDI AG?

Innovation bedeutet für mich Fortschritt. Und Fortschritt bringt Veränderung mit sich. Das ist für mich persönlich etwas sehr Positives. Denn ich möchte etwas bewegen und die Zukunft gestalten. In der DNA von Audi ist der dafür notwendige Pioniergeist fest verankert. Wir verstehen uns als Vorreiter und Innovationstreiber in der Automobilindustrie. Nicht umsonst steht Audi für „Vorsprung durch Technik“. Bei Vorsprung geht es aber nicht mehr nur darum, technologische Grenzen auszuloten, sondern darum, mithilfe von Technologie das Leben von Menschen zu verbessern und gemeinsam einen Beitrag zu einer lebenswerteren, besseren Zukunft zu leisten. Wir wandeln uns vom klassischen Autobauer zum Anbieter nachhaltiger Premiummobilität – einer Mobilität, deren Zukunft elektrisch, autonom und digital vernetzt sein wird. Für den Weg dorthin haben wir einen klaren Plan. Für uns bei Audi ist Zukunft eine Haltung. Wir leben Vorsprung. 

Welche Auswirkungen haben diverse Teams auf Innovationen?

Um die Transformation zu bewältigen, braucht es Innovationen und die richtige Haltung, um diese voranzutreiben. Diverse, internationale Teams vereinen unterschiedliche Denkweisen und Denkansätze – eine Grundlage, um Innovationen entstehen zu lassen. Darüber hinaus braucht es eine offene und partizipatorische Kultur, die mit Mut nach vorne schaut. Für mich ist Diversität also Voraussetzung für Innovationen. Diversität bringt ein neues Level an Energie in jedes Unternehmen. Und dabei geht es bei weitem nicht nur um Geschlechterdiversität, sondern auch um unterschiedliche Kulturen, um diversifizierte Lebensläufe, um vielfältige Kompetenzen – auch über Branchengrenzen hinweg. Wir benötigen verschiedene Blickwinkel, wenn neue Ideen entstehen sollen. Deshalb müssen wir Diversität im Unternehmen aktiv fordern und fördern. Zum Beispiel müssen wir bei Auswahlprozessen aktiv Leitplanken vorgeben, um diverse Teams zusammenstellen zu können. Denn nur wenn alle Personen im Unternehmen authentisch bleiben können und dürfen, fördert das die Vielfalt.

Wie können denn mehr Frauen für innovative Bereiche, insbesondere in männerdominierten Branchen, begeistert werden?

Die Welt verändert sich – und wir uns auch. Aktuell erleben wir die spannendste Zeit, um in der Automobilbranche zu arbeiten und den Wandel aktiv mitzugestalten. Dabei entstehen interessante neue Jobprofile. Das Business ist keine Blechbieger-Industrie mehr, es entwickelt sich immer stärker zum softwaregetriebenen Hightech-Geschäft. Das alte, tradierte Mann-Frau-Schema hat da keine Bedeutung mehr. Vielmehr spielt das Interesse an neuen Medien und an der Digitalisierung eine Rolle, und das ist nicht genderspezifisch. Mit meiner Sichtbarkeit möchte ich hier einen Beitrag leisten und etwas bewegen. Dazu zählt für mich, der jüngeren Generation Begeisterung für unsere Branche zu vermitteln.

Sie sind als Vorständin sehr sichtbar. Was raten Sie Frauen, die mit Sichtbarkeit negative Erfahrungen machen?

Wir sollten in unserer Gesellschaft wertschätzend miteinander umgehen. In der Praxis ist das aber nicht immer der Fall. Wichtig ist daher, Feedback konstruktiv aufzunehmen, es zu reflektieren und richtig einzuordnen. Dann ist es sehr wertvoll, daraus kann man lernen. Natürlich ist das nicht immer leicht. Und es wird nicht immer allen gefallen, was man macht. Aber man kann und sollte auch nicht ‚everybody´s darling‘ sein. 

Wie wichtig sind und waren Role Models in Ihrer Karriere und welche positiven Auswirkungen können Vorbilder, aus Ihrer Sicht, auf die Karrieren junger Frauen haben? 

Role Models können in der Tat viel Inspiration geben, neue Wege aufzeigen oder auch zu einem persönlichen Sparringspartner werden. Wichtig bei der Karriereplanung: Bauen Sie ein starkes Netzwerk auf und beteiligen Sie sich daran – online und offline. Stellen Sie viele Fragen! Suchen Sie nach Mentor:innen, die Ihnen ehrliche Karriereberatung geben und Ihnen helfen, Ihre Ziele zu erreichen. Verfolgen Sie einen klaren Karriereplan – aber bleiben Sie sich selbst dabei treu! Verbiegen Sie sich nicht und planen Sie immer schon den übernächsten Schritt. Und nicht zuletzt: Gehen Sie ins Ausland! Je früher und je jünger man raus in die Welt geht, desto besser, davon bin ich überzeugt. Ein Auslandsaufenthalt ist nicht nur beruflich eine tolle Erfahrung, sondern bereichert das ganze Leben. Ich kann nur alle motivieren, solche Chancen zu nutzen!

Sie sind sehr aktiv auf LinkedIn und teilen viele spannende Einblicke in Ihren Alltag als Vorständin. Haben Sie Tipps für junge Frauen, die gerade mit dem Aufbau eines eigenen Netzwerks bei LinkedIn beginnen? 

Werden Sie selbst aktiv und positionieren Sie sich zu einem Thema! Fragen Sie sich immer: Was erwarte ich von meinem Netzwerk und was kann ich dem Netzwerk geben? Sie werden erleben: Die Vernetzung mit Vordenker:innen und Expert:innen aus Wirtschaft und Politik, auch über die eigene Branche hinaus, bietet Inspiration und gibt wichtige Impulse. So können sich auch neue Karriere-Möglichkeiten ergeben. Bei der Art des Auftritts kommt es natürlich auch auf die Persönlichkeit und auf die Funktion im Unternehmen an. Sich selbst treu zu bleiben ist dabei wichtig. Das ist nicht immer einfach. Aber aus meiner Sicht ist Authentizität ein entscheidender Schlüssel zum Erfolg.

Frau Wortmann, wir danken Ihnen für das Gespräch!

CategoriesAllgemein