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Juliane Müller und Jakob Hans Hien von KNAUTHE:„Für uns ist es wichtig, dass die jungen Berufsträgerinnen und Berufsträger lernen, wirtschaftlich sinnvolle und praxistaugliche Lösungen zu erarbeiten.“

KNAUTHE und das Immobilien- sowie Gesellschaftsrecht – ein unzertrennliches Gepräge, welches tief in der Berliner Innenstadt verwurzelt ist. Juliane Müller und Jakob Hans Hien sprechen über die damaligen Entscheidungsgründe, warum sie sich für KNAUTHE und die jeweiligen Karriereschritte entschieden haben, welche Erwartungen bei KNAUTHE an neue Kolleg:innen geknüpft werden und wie die Kanzlei mit aktuellen Herausforderungen des Rechtsmarkts umgeht.

Herr Hien, KNAUTHE ist eine von Dr. Karlheinz Knauthe gegründete unabhängige Boutique Kanzlei, die sich insbesondere darauf konzentriert, Unternehmen, Unternehmer:innen und Privatpersonen in Fragen des Immobilien- und Gesellschaftsrechts zu beraten. 
Welche Schwerpunkte deckt die Kanzlei ab?

Es ist richtig, dass wir eine klare Fokussierung auf das Gesellschaftsrecht und auf das Immobilienrecht haben. Wobei der Begriff Immobilienrecht bei uns weit zu verstehen ist. Wir beraten Unternehmen der Immobilienbranche in allen für diese relevanten Problemstellungen. Für jeden Abschnitt des Lebenszyklus einer Immobilie verfügen wir über spezialisierte Kolleginnen und Kollegen. Der Idealfall sieht für uns daher so aus, dass wir den Ankauf nebst dazugehöriger Finanzierung eines Grundstücks beraten. Anschließend folgt die Baurechtschaffung und der Abschluss von Nachbarschaftsvereinbarungen sowie von Architekten- und Bauverträgen. Danach werden Miet- oder Pachtverträge verhandelt. Zuletzt begleiten wir den Exit, den wir schon bei allen vorhergehenden Schritten mit im Auge hatten. Wenn zwischendurch noch ein paar Spezialprobleme wie Altlasten, Erbbaurechte oder vermeintliche Zweckentfremdungen zu lösen sind, um so besser (lacht). 
Neben dem anwaltlichen Bereich verfügen wir über ein bekanntes und traditionsreiches Notariat. Auch wenn unsere Notarinnen und Notare natürlich auch familien- und erbrechtliche Fragen bearbeiten, ist das Notariat bei KNAUTHE seit jeher für die Bereiche Gesellschaftsrecht und Immobilienwirtschaftsrecht bekannt. 


Herr Hien, nach langjähriger Erfahrung in verschiedenen bekannten Kanzleien haben Sie vor circa drei Jahren die ersten Mandate bei KNAUTHE übernommen. Schließlich wurden Sie am 1. Januar 2022 als neuer Partner aufgenommen. Dem Leitfaden von KNAUTHE – Wertschätzung ist wertvoll – scheint hierbei eine besondere Bedeutung zuzukommen. Was macht die Arbeit bei KNAUTHE für Sie wertvoll?

Für mich ist besonders wichtig, dass bei uns immer der jeweilige Mensch mit seinen individuellen Stärken und Schwächen im Mittelpunkt steht. Wir versuchen, für jeden eine individuell zu ihm passende Lösung zu finden. Dies gilt nicht nur mit Blick auf unsere Mandantinnen und Mandanten, sondern auch für den Umgang der Kolleginnen und Kollegen untereinander. Unser Ziel ist, dass jeder sich zu einer eigenen Anwalts- oder Notarpersönlichkeit entwickelt. Wer eigene gute Ideen hat, der bekommt den Freiraum und die Unterstützung, die sie oder er für die Umsetzung benötigt. Auch mir wurde die Möglichkeit gegeben, meinen eigenen Beratungsstil zu leben und weiterzuentwickeln. Dieser individuelle Ansatz unterscheidet uns deutlich von „Anwaltsfabriken“ mit starren Partner Tracks und genauen Vorgaben an die Arbeitsweise und das Auftreten ihrer Angestellten. 

Herr Hien, welchen Mehrwert hat der Standort für die Kanzlei?

Unser Büro befindet sich am Leipziger Platz im Herzen des politischen Berlins. Von unserer Dachterrasse kann man das Abgeordnetenhaus, den Bundesrat, das Bundesfinanzministerium und die Kuppel des Bundestages sehen. Das Immobiliengeschäft ist immer auch ein wenig politisch aufgeladen. Daher passt unser Standort sehr gut. Darüber hinaus bestehen natürlich auch rein praktische Vorteile. Mit dem S-, U- und Regionalbahnhof Potsdamer Platz besteht eine sehr gute Anbindung in alle Richtungen. Nicht zuletzt ist es identitätsstiftend, als Kanzlei mit dem Namen KNAUTHE in einem Gebäude zu sitzen, welches als „Haus Knauthe“ unter Architekten bekannt ist. 

Frau Müller, Sie sind nicht nur seit 2015 Partnerin, sondern auch ein tragender Bestandteil des Notariats bei KNAUTHE. 
Aus welchen Gründen haben Sie sich damals für den juristischen Weg einer Notarin entschieden?

Tatsächlich fiel die Entscheidung fürs Notariat inzwischen vor 12 Jahren. Die Freude am Gestalten hatte ich schon immer, die am Vermitteln aufgrund meiner Mediationsausbildung auch und einen beruflichen Alltag ohne das tägliche Zusammenarbeiten mit meinen interessanten Beteiligten aus den unterschiedlichsten Bereichen kann ich mir gar nicht mehr vorstellen. Hinzu kommt die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Rechtsanwaltskolleginnen und Rechtsanwaltskollegen sowie Steuerberaterinnen und Steuerberatern. Das Lernen für die notariellen Fachprüfungen, die man bei entsprechender Praxiserfahrung gut bewältigen kann, hat sich also für mich gelohnt.


Frau Müller, ein Kredo der Kanzlei lautet: „Recht beweist sich in der Praxis.“ Was in Großkanzleien – vor allem am Anfang der juristischen Karriere – zu kurz kommt, scheint bei KNAUTHE einen ganz besonderen Mehrwert zu haben. 
Auf was können sich zukünftige Anwält:innen oder Notar:innen bei KNAUTHE freuen?

Die Großkanzleien haben gerade im Immobilienbereich eine starke Fixierung nur auf Transaktionen entwickelt. Eine umfassende Beratung bei der Projektentwicklung oder das Führen von Klageverfahren unterhalb eines Streitwerts von 10 Millionen wollen diese Kanzleien eigentlich nicht mehr übernehmen. Der Umsatzdruck lässt das kaum zu. Bei uns ist das anders. Auch wir begleiten regelmäßig große Transaktionen. Wir beraten unsere Mandantinnen und Mandanten aber auch bei allen anderen Schritten, die ihr Geschäft ausmachen. Wenn dies erforderlich wird – was regelmäßig der Fall ist – , führen wir auch Klageverfahren. Hierfür haben wir keine Litigation-Abteilung. Bei uns führen die Anwältinnen und Anwälte das Verfahren, welche sich am Besten mit dem relevanten materiellen Recht auskennen. Wer bei uns Anwältin oder Anwalt wird, der wird nicht nur am Schreibtisch sitzen, sondern auch an Mandantinnen- und Mandanten-, Behörden-, Orts- und Gerichtsterminen teilnehmen. 

Frau Müller & Herr Hien, welche Erwartungen werden bei KNAUTHE an die jungen Absolvent:innen im Einstellungsverfahren und in den ersten Berufsjahren gestellt?

Von unseren jungen Kolleginnen und Kollegen erwarten wir vor allem, dass sie ein echtes Interesse am Anwaltsberuf und an den Geschäftsmodellen unserer Mandantinnen und Mandanten haben. Für uns ist es wichtig, dass die jungen Berufsträgerinnen und Berufsträger lernen, wirtschaftlich sinnvolle und praxistaugliche Lösungen zu erarbeiten. Das kann nur funktionieren, wenn man nicht nur sein Spezialgebiet im Blick hat, sondern auch die tatsächlichen und wirtschaftlichen Zusammenhänge versteht. Ein guter Anwalt muss immer auch ein guter Jurist sein. Nicht jeder gute Jurist hat jedoch das Zeug zu einem guten Anwalt.


Wichtig ist uns auch, dass ein Wille besteht, mittelfristig auch selbst Verantwortung zu übernehmen und die Kanzlei nach außen zu repräsentieren.


Herr Hien, wie sehen die Weiterbildungsmöglichkeiten bei KNAUTHE insbesondere im Hinblick auf Young Professionals/Berufseinsteiger:innen aus?

Wir führen zum einen interne Fortbildungsveranstaltungen durch, bei denen erfahrene Kolleginnen und Kollegen ihr Wissen an die jüngeren weitergeben. Zudem fördern wir die persönliche fachliche Weiterbildung. Auch hier gilt der individuelle Ansatz: Der Eine strebt einen Fachanwaltstitel an, die Andere macht einen berufsbegleitenden LL.M., die Nächste besucht gezielt Fortbildungen zu aktuellen Rechtsthemen und wieder ein Anderer möchte selbst Vorlesungen halten. All das kommt bei uns vor. Wir unterstützen es auch, wenn die jüngeren Kolleginnen und Kollegen sich in Verbänden einbringen oder Abendveranstaltungen besuchen wollen. Wir sind stolz auf unser gutes Netzwerk und freuen uns über jeden, der dieses pflegen und weiter ausbauen möchte. 

Herr Hien, wie geht KNAUTHE mit dem Drang zu angepassten Arbeitsbedingungen von vermeintlichen Associates um, wie beispielsweise Remote Work, Home Office, faire Arbeitszeiten?

Home Office und flexible Arbeitszeiten sind heutzutage selbstverständlich. Wichtig ist für uns, dass die Mandantinnen und Mandanten sich gut betreut fühlen. Ob jemand an einer Videokonferenz aus seinem Wohnzimmer oder aus dem Büro teilnimmt, interessiert im Jahr 2023 niemanden. Und wenn der Schriftsatz, der am Freitag fertig werden muss, am Freitag fertig ist, dann kommt es nicht darauf an, wo und wann er geschrieben wurde. Anwältin oder Anwalt sein bedeutet jedoch auch, dass eine vollständige Planbarkeit und starre Arbeitszeiten nicht realistisch sind. So ehrlich muss man sein. Wenn am Mittwochabend die Baugrube abrutscht und das Nachbargebäude Schaden nimmt, dann wird man am Mittwochabend mit der Mandantin oder dem Mandanten telefonieren und auch auf die Baustelle fahren müssen.

Frau Müller, in einem Interview mit der JUVE von Oktober 2021 heißt es, dass Sie es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Generationenwechsel anzutreiben und insofern zuversichtlich in die Zukunft von KNAUTHE blicken. 
Wie ist Ihnen das bisher gelungen?

Einen bedeutenden Schritt zum Generationenwechsel hat die Kanzlei am 1. Januar 2022 vollzogen, als wir zwei Kollegen, die schon lange in unserer Kanzlei tätig waren, zu Partnern gemacht haben. Mir war es wichtig, ein Zeichen zu setzen, dass die Kanzlei KNAUTHE ihre Versprechen hält und Aufstiegschancen auch realisiert werden können. So sind wir meines Erachtens dem Gleichgewicht zwischen jüngeren und erfahrenen Partnerinnen und Partner nähergekommen. Die Zusammenarbeit funktioniert toll und der Austausch ist sehr befruchtend. 

Es ist nicht einfach, junge Kolleginnen und Kollegen zu finden. Umso mehr freut es mich, dass inzwischen viele motivierte wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Referendarinnen und Referendare bei uns tätig sind, von denen sich immer mehr dazu entscheiden, nach dem abgeschlossenen Referendariat als Rechtsanwältin oder Rechtsanwalt bei uns zu starten. 

Auch im nichtanwaltlichen Bereich bilden wir ständig aus und können uns einer guten Quote an denjenigen erfreuen, die nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung bei uns ihr berufliches Leben beginnen. 

Frau Müller & Herr Hien, kurze Prognose: Wie soll und muss sich KNAUTHE in Zukunft weiterentwickeln?

Wir streben für unsere Kanzlei in den nächsten Jahren ein kontrolliertes Wachstum an. Radikale Veränderungen sind nicht geplant. Natürlich behalten wir die Entwicklung im Bereich Legal Tech im Auge und prüfen, welche Produkte unsere Arbeit beschleunigen können. 

Derzeit liegt unser Fokus jedoch darauf, unsere Mandantinnen und Mandanten bestmöglich bei der Bewältigung der Herausforderungen der nächsten zwei Jahre zu unterstützen. Das Recht und das Geschäft unserer Mandantinnen und Mandanten war immer schon dynamisch. Wir sind es daher gewohnt, uns neuen Gegebenheiten anzupassen. Die Geschehnisse der letzten Jahre und Monate haben am Markt jedoch zu großer Verunsicherung geführt. Das gilt im Besonderen für den Immobilienmarkt. Unsere Aufgabe ist es, nun Mandantinnen und Mandanten den für sie besten Weg aufzuzeigen, um auf die Veränderungen zu reagieren. 
Langweilig wird es uns sicherlich nicht werden, soviel steht fest. 

Jakob Hans Hien ist Rechtsanwalt im Bereich des öffentlichen Bau- und Planungsrechts und seit 2022 Partner bei KNAUTHE.

Juliane Müller ist Rechtsanwältin, Notarin und seit 2021 Managing Partnerin bei KNAUTHE.

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