Nach dem Jurastudium in den Niederlanden begann Lisette van Eenennaam ihre Karriere im Bereich Compliance und Corporate Investigations als Legal Analyst in einem kleinen Untersuchungsbüro in Amsterdam. Nach insgesamt 15 Jahren im Bereich Compliance & Investigations hat sie den Bereich gewechselt und ist seither im Legal Operations Bereich tätig.

Für Lisette van Eenennaam bedeutet Legal Innovation, dass man “out of the box” denkt und den status quo hinterfragt. 

Aus ihrer Sicht kann man aber nur „out of the box“ denken, wenn man neue und anders Denkende in den Prozess einbezieht. “Wenn die Denkenden gleich sind, dann sind auch die Gedanken gleich” sagt sie. Es müssen also auch mehr Frauen einen aktiven Teil in den Innovationsprozessen im Legal-Bereich einnehmen. Sie ist der Meinung, dass das nur gelingen kann, wenn mehr Frauen sichtbar werden und ihre Sichtbarkeit auch dafür nutzen anderen Frauen die Möglichkeit zu geben aktiv zu werden. 

Sie selbst kennt die Unterrepräsentation von Frauen aus ihrem Alltag, obwohl sich in den letzten 10 Jahren schon viel verbessert hat: Als sie im Jahr 2004 in den Niederlanden im Bereich Investigations ihre Karriere begann handelte es sich um eine stark männerdominierte Branche mit vielen ehemaligen Polizisten. Van Eenennaam war eine der ersten Akademikerinnen und dem Vorurteil ausgesetzt, dass sie nicht hart sein kann- nach der Meinung der männlichen Kollegen eine Grundvoraussetzung im Bereich Investigations. Sie sagt: “Ich habe aber schnell gelernt, dass hart sein nicht so wichtig ist, wie Verständnis und Vertrauen beim Gegenüber zu erwecken.”

„Don’t be your own road blocker!“

Für sie kommt es maßgeblich darauf an, dass ihr Gegenüber versteht, dass sie die Person nicht angreifen möchte und die getroffene Entscheidungen nicht als gut oder schlecht bewerten will. “Frauen können sehr gut zwischen Empathie und Härte wechseln und sind deshalb im Bereich Compliance & Investigations oft sehr erfolgreich” sagt sie. Aber sie hat auch gelernt, dass die Art der Kommunikation immer von den Gesprächspartnern abhängt, insbesondere, wenn die Tatsache, dass eine Frau die Investigations führt Auswirkungen auf die Gespräche hat. Einige männliche Gesprächspartner, die schon lange in ihrem Beruf tätig waren und aus männerdominierten Branchen stammen haben sie oft bei den Investigations unterschätzt, berichtet sie. “Aber es ist immer besser unterschätzt zu werden als Frau, denn dann kann man diese falsche Meinung widerlegen und als stärkere Person hervorgehen.” weiß van Eenennaam. Insbesondere im Investigations-Bereich ist es für sie wichtig, dass die wahrgenommenen Machtverhältnisse keinen Einfluss auf die Ermittlungen nehmen. Deshalb muss man sich als Frau selbst stark aufstellen, jedes Vorurteil gegen sich für komplett irrelevant halten und dies auch ausstrahlen. „Selber gebe ich keinen Raum für solche Vorurteile, wenn es im Sinne der Arbeit unwichtig ist, verdient es keinen Platz im Gespräch“ sagt Van Eenennaam. Auch ist es wichtig den Inhalt immer gut zu beherrschen. Wenn man gut informiert ist strahlt man mehr Selbstvertrauen im Gespräch aus und erhält den Respekt der Gesprächspartner:innen. Gut vorbereitet sein ist immer wichtig, aber als Frau in einer von Männern dominierten Umgebung ist dies noch wichtiger, weiß sie. 

Zum Thema Sichtbarkeit ergänzt sie: “Wenn man als Frau auf dem Podium steht muss man darauf aufmerksam machen, wenn Frauen nicht genug beteiligt werden.” Van Eenennaam selbst nutzt ihre Führungsposition, um junge Frauen für Innovationen zu begeistern und sie in ihren Aktivitäten zu unterstützen. Dabei ist ihr aufgefallen, dass einige Frauen die Sichtbarkeit meiden, weil sie negativen Erfahrungen gemacht haben. Diesen Frauen rät sie: “Vergiss’ die schlechte Erfahrung. Sie ist vorbei und nicht mehr wichtig. Glaube an dich!”.

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