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Matthias Meckert, Head of Legal Continental Europe bei PGIM Real Estate: „Die Partnerschaft aufzugeben und ins Unternehmen zu wechseln, hat mir neue Perspektiven eröffnet“

Matthias Meckert ist Kanzleipartner als er 2013 ins Unternehmen wechselt. Bei PGIM Real Estate startet er als Secondee und baut schließlich als Head of Legal Continental Europe das Deutschlandgeschäft des internationalen Immobilienunternehmens auf. Die Partnerschaft aufzugeben, war ein Risiko, das sich gelohnt hat: Heute begleitet Meckert Millionen-Deals und arbeitet in einem Unternehmen, das Diversität und moderne Gleichberechtigung lebt.

Matthias Meckerts Start bei PGIM Real Estate klingt erst einmal ungewöhnlich: Ein Secondee – und zwar auf Partnerebene. „Ich war zu dem Zeitpunkt bereits einige Jahre Partner im Bereich Real Estate bei der Kanzlei Mayer Brown. Und PGIM Real Estate war auf der Suche nach jemandem, der für ein paar Monate das Legal Team unterstützt“, erzählt der Jurist – der nach dem Secondment beschließt, zu bleiben. „Dass wir so erfolgreich werden würden, war damals nicht klar. Ich hatte jedoch Vertrauen in den Vorstand und habe das Risiko, die Partnerschaft aufzugeben, in Kauf genommen.“ Eine Entscheidung, die sich auszahlt: „So hatte ich die Chance, das Deutschlandgeschäft um mein Team komplett neu aufzubauen und auch unternehmerisch involvierter zu sein. Das hat mich gereizt. Eine neue Herausforderung war genau das, was ich brauchte.“

„Wir agieren als Outsourcing Manager, und bewegen extrem viel mit einem kleinen Team – ganz typisch in der Branche.“

Bei PGIM Real Estate startet Meckert mit einem kleinen Team. „Es war spannend, sich ganz neu zu arrangieren. Fast wie in einem Start-up – nur dass wir natürlich für einen der größten Immobilien-Investmentmanager der Welt mit 182,5 Milliarden Dollar-Brutto-Immobilienvermögen (Stand: September 2020) im Einsatz waren.“ Der Head of Legal sieht seine Aufgabe vor allem in der Rolle als Outsourcing Manager: „Wir müssen mit geringer Teamstärke viel bewegen. Das heißt, dass wir outsourcen und externen Anwälten vor allem über die Schulter schauen. Wir suchen die Transaktionsberater aus, instruieren diese, setzen uns Milestones und geben die Budgets für externe Anwälte frei.“

Global seien rund 35 interne Anwälte und Anwältinnen (inkl. Paralegals) für PGIM Real Estate tätig – und das bei insgesamt 1.087 Mitarbeiter*innen. „Das ist in der Branche bei Asset Managern üblich“, sagt Meckert, dem seine Seniorität im Job-Alltag zugutekommt: „Bei Großkanzleien als Sparringspartner auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden, ist wichtig. Gleichzeitig weiß ich, wie eine Kanzlei arbeitet, wo sie am besten unterstützen kann und wie das Vergütungsmodell aussieht.“ 

„Die Industrie bewegt sich in Richtung Nachhaltigkeit. Investoren spüren, dass auch sie einen gesellschaftlichen Auftrag haben.“

Matthias Meckert und sein Team betreuen Büros in Frankfurt, München, Luxemburg und Paris – Deutschland, UK und Frankreich zählen zu den stärksten Märkten. Dabei gilt: „Real Estate ist immer lokal. Man braucht Menschen vor Ort, die den Zugang zu Markt, Objekten und Mietern haben“, so der Jurist, für den neben der täglichen Arbeit die großen Immobilienprojekte besondere Highlights sind: „Vor ein paar Jahren haben wir mit dem Teilkauf des Austria Campus einen riesigen Deal für Österreich abgeschlossen. Kürzlich haben wir den Junghof Plaza entwickelt – das fängt beim Ankauf an und geht über ein Joint Venture mit dem Entwickler sowie die Finanzierung bis hin zum Verkauf des fertigen Gebäudes.“ Im Schnnitt können solchen Transaktionen gerne bei 400 bis 500 Millionen Euro pro Deal liegen.

Aber Investoren haben heute nicht mehr nur die Rendite im Hinterkopf, weiß Meckert: „Die Industrie bewegt sich, auch was Nachhaltigkeit betrifft. Investoren spüren, dass sie auch einen gesellschaftlichen Auftrag haben. Der Purpose wird hinterfragt.“ Die Zukunftsfrage sei, wie Immobilien nachhaltiger gestaltet werden können. „Wenn einflussreiche Investoren dieses Thema hochhalten, werden alle versuchen, neue, grünere Gebäude zu bauen.“

„Ich empfehle allen Anwälten ein Secondment im Unternehmen, um zu verstehen, wie Rechtsprodukte auf der anderen Seite ankommen.“

Das Besondere an seinem Job in der Real-Estate-Branche, sei für Matthias Meckert die breite Aufstellung: „Es gibt keine fachlichen und räumlichen Grenzen, ich bin für alles zuständig. Das ist für alle, die aus der Großkanzlei kommen und sehr spezialisiert gearbeitet haben, eine große Umstellung.“ Dazu komme das Business-nahe Arbeiten: „Viele Anwälte wollen unternehmerisch denken und arbeiten. Leider schaffen es die meisten nicht“, so der Jurist. „Wichtig ist, dass man schon einmal auf Unternehmensseite gearbeitet hat. Secondments würde ich immer empfehlen. Nur so lernt man, wie rechtliche Produkte, wie der Standard-Rechtsrat oder eine Standard-E-Mail, wirklich ankommen.“ Meckert weiß, dass Anwälte aus Haftungsgründen oft vor eindeutigem Rat oder Verschriftlichung zurückschrecken. Dennoch: „Anwälte sollten wissen, wie diese Informationen wirken. Auch wenn sie glauben, sie hätten die Unternehmensseite verstanden, liegen sie hier oft falsch.“

„Wir wählen Kanzleien nach Diversitäts-Kriterien aus und müssen flexibles Arbeiten zunehmend auch für Väter fördern – nur so ist Gleichberechtigung möglich.“ 

In Sachen Karriere empfiehlt der Head of Legal Real Estate als beständigen Markt: „Es ist eine Branche, die grundlegende Bedürfnisse befriedigt. Auf ein Auto kann man vielleicht verzichten, aber nicht auf das Dach über dem Kopf.“ Eine Einschränkung sieht Matthias Meckert dennoch: „Der Markt ist sehr zyklisch – und somit auch die Nachfrage nach Juristen, egal ob im Unternehmen oder in der Kanzlei.“ PGIM Real Estate als Arbeitgeber engagiert sich vor allem in Sachen Diversität: „Wir achten bei Kanzleipartnern verstärkt auf Frauen in Führungspositionen und lassen uns auch Zahlen geben, die wir vergleichen und auswerten. Auffällig ist, dass Frauen vor allem als Equity Partnerinnen noch die Ausnahme sind. Das muss besser werden.“

Ebenfalls auf Meckerts Agenda: Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Wir dürfen nicht automatisch davon ausgehen, dass die Betreuungsarbeit allein bei der Frau liegt. Das ist zu einseitig. Lasst uns auch über flexibles Arbeiten für Väter sprechen, nur so kann Gleichberechtigung entstehen“, sagt der Jurist. „Endlich gibt es mehr Teilzeitpartnerinnen – aber wo bleiben die Teilzeitpartner? Wir müssen mehr Verantwortung übernehmen und Rollenklischees überwinden, damit Frauen und Männer ihre Karriereziele gleichermaßen verfolgen können.“