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Warum der klimaneutrale ­Lilium-Jet die Zukunft ist

Rochus Mönter, General Counsel bei Lilium

Nach fünfundzwanzig Jahren in der Luftfahrt, davon die letzten zehn Jahre bei Airbus sucht Rochus Mönter eine neue Herausforderung und ­wechselt 2018 als General Counsel und Head of Legal zu dem StartUp ­Lilium. Das Ziel des 2015 gegründeten Unternehmens: Den Lilium-Jet in die Luft ­bringen und als Flugtaxi weltweit etablieren. Mönter erzählt von der „Air Mobility Revolution“ und seinem beruflichen Neustart in einen Markt, der gerade erst entsteht und bereits jetzt auf dutzende Milliarden Dollar taxiert wird.

„Mit Mitte 50 habe ich mir einen Perspektivwechsel gewünscht. Ich wollte etwas ganz Neues machen und aufbauen“, erzählt der Jurist Mönter, den seine Aufbruchstimmung schließlich zu Lilium führt – ein StartUp, das den Air Mobility Markt mit einem einzigartigen Elektro-Jet ­mitbegründet. „Das Konzept des elektrischen Flugtaxis hat mich sofort fasziniert. Es ist ­umweltschonend, entlastet den Straßenverkehr und gibt Menschen Lebenszeit zurück.“ Auch das junge, dynamische StartUp-Umfeld überzeugt den Juristen vom ersten Moment an.

„Ich würde mich nicht wundern, wenn wir in ein paar Jahren mit dem Lilium-Jet von München nach Zürich fliegen.“

2015 wird Lilium von vier Studenten gegründet, nur vier Jahre später arbeiten 350 ­Mitarbeiter daran, einen elektrischen, senkrecht startenden E-Jet auf den Markt zu bringen. Bereits 2025 soll der Lilium-Jet den Passagierbetrieb aufnehmen. Dabei produziert Lilium nicht nur die Jets, in denen je fünf Personen Platz finden sollen, sondern will, ähnlich wie bei Uber, auch den ­passenden Mietservice per App anbieten. „Wir liefern das Gesamtpaket aus Hardware, ­Software und Service“, so Rochus Mönter. „Außerdem sind die Lilium-Jets einzigartig. Sie ­sollen eine Geschwindigkeit von 300 km/h erreichen und bis zu 300 Kilometer zurücklegen. ­Deswegen sind wir nicht nur ein Urban Air Mobility Provider – der Jet soll auch überregional ­Städte ­verbinden. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir in ein paar Jahren mit dem Jet von ­München nach Zürich fliegen.“ Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal soll der Preis werden, denn jeder soll sich den Flug mit dem Jet leisten können. „Unser Ziel sind Kosten, die mit einem ­normalen Taxi vergleichbar sind“, sagt Mönter.

„Mein Ziel ist es, ein starkes Team zusammen­zustellen, das nicht nur fachlich fit ist, sondern auch menschlich überzeugt.“

Unter Experten wird Lilium als eins der weltweit vielversprechendsten Konzepte ­gehandelt. Investments in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro stecken bereits im StartUp. In den ­nächsten Jahren soll das Unternehmen signifikant wachsen und es sollen – auch im Legal-­Bereich – neue Stellen geschaffen werden. „Als ich hier angefangen habe, saß ich erst mal vor einem weißen Blatt Papier: Es gab noch keinerlei rechtlichen Strukturen und der Blumenstrauß an Themen war und ist ­unendlich“, ­erinnert sich Mönter, der mit seinem Team von ­Gesellschafts- und Vertragsrecht über ­Finanzierungen, Export Control, IP und Compliance ­alles bearbeitet. Aktuell wird er von zwei ­Kolleg*innen unterstützt, weitere sollen in Kürze dazukommen. „Mein Ziel ist es, ein ­starkes Team zusammenzustellen, das nicht nur fachlich fit ist, um weltweit operieren zu ­können, ­sondern auch menschlich überzeugt.

Der Mensch steht bei Lilium im Zentrum und der „­cultural fit“ ist ebenso bedeutend wie die fachliche ­Expertise.“ Die Abteilung profitiert dabei von der fast 30-jährigen Berufserfahrung des Juristen, der nach Stationen in Nord- und Südamerika, als junger Anwalt bereits eine Flugzeugleasing und -finanzierungsgesellschaft mit aufgebaut und geleitet hat und zuletzt bei Airbus als Vice ­President Finance & Lease Projekte in diesem Bereich verantwortete. „Die Leidenschaft fürs Flugzeuggeschäft ist schon lange groß. Deswegen habe ich damals bereits die Startphase von Lilium fasziniert mitverfolgt“, so Rochus Mönter.

„Leise, platzsparend, sicher und klimaneutral – nie war die Zeit für den Lilium-Jet so reif wie jetzt.“

Was den General Counsel & Head of Legal an seinem Job begeistert ist zum einen das Produkt: „Der Jet ist einfach, leise, platzsparend und benötigt keine großartige Infra­struktur, was Kosten spart. Dank 36 elektrischer Motoren ist er sehr sicher, es gelten dieselben ­Sicherheitsanforderungen wie bei normalen Flugzeugen. Außerdem ist man komplett klimaneutral unterwegs und das Flugerlebnis mit Panoramablick ist magisch“, schwärmt Mönter. Auch wenn Mönter sieht, dass es noch eines psychologischen Shifts bedarf, damit der Jet von der Bevölkerung angenommen wird – vom Marktpotential ist er überzeugt: „So wie wir bisher leben, geht es nicht mehr weiter und diese Idee kann die Welt besser machen. Schaut man auf überfüllte Straßen, zeitschluckende Staus und die hohe Umweltbelastung wird klar: Nie war die Zeit so reif wie jetzt.“

„Ein Team aus über 40 Nationen: Das interkulturelle Know-how, das man sich hier aneignet, ist unglaublich wertvoll.“

Lilium ist für Mönter das perfekte Beispiel für ein innovatives und modernes Unternehmen. Letzteres liegt vor allem auch an der Unternehmenskultur: „Hier arbeiten Menschen aus über 40 Nationen mit den verschiedensten Fähigkeiten zusammen. Das interkulturelle Know-how, das man sich hier aneignet, ist unglaublich wertvoll.“ Jahrelang hat der Jurist inter­national gearbeitet und weiß: „Auch wenn es inhaltlich um dasselbe Thema geht – je nachdem, wo man ist, können die Ausgestaltung eines Vertrags und die Befindlichkeiten der Partner, auf die man achten muss, ganz unterschiedlich ausfallen. Darauf muss man sich mit viel Empathie einstellen.“ Mönter genießt seine integrative Rolle und erinnert sich an einige Highlights seiner bisherigen Zeit bei Lilium: „Das Funding von über 100 Millionen Dollar war ­natürlich ein toller Erfolg, ein StartUp, das auf Risikokapital angewiesen ist,  befindet sich ­jedoch quasi permanent in Finanzierungsrunden. Zudem testen wir aktuell einen Prototyp in Originalgröße mit Originalgewicht. Ein riesiger Schritt. Darüber hinaus bauen wir an einer zweiten Produktionshalle und konnten Top-Leute aus der Industrie für uns gewinnen.“

„Seid neugierig und stürzt euch ins Abenteuer – auch im höheren Alter. Das ist fordernd, aber sehr bereichernd.“

Rochus Mönter ist seinem Impuls nach einer grundlegend neuen beruflichen ­Herausforderung gefolgt und in einem der Zukunftsmärkte schlechthin gelandet. Was er ­gelernt hat? „Ich empfehle allen, neugierig zu bleiben – auch im höheren Alter. Stürzt euch ins Abenteuer. Das ist fordernd, aber sehr bereichernd.“ Gerade StartUp-Interessenten in ähnlichen ­Branchen rät er: „Ihr dürft euch für nichts zu schade sein. Seid offen, zugänglich und lebt eine Hands-on-Mentalität.“ Was Mönter’s Haltung zu Job und Leben auf den Punkt bringt, ist ein Sokrates-Zitat, das für ihn auch ein bisschen Lebensmotto ist: „Wer glaubt, ­etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.“

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