D

Dr. Roman Schade, Director Media Rights & Legal bei SPORTTOTAL: „Früher habe ich beraten. Heute gestalte ich und bin an der Entwicklung von Geschäftsmodellen aktiv beteiligt.“

Dr. Roman Schade ist Director Media Rights und Legal beim Medien- und Technologieunternehmen SPORTTOTAL. Warum er seinen Job als Rechtsanwalt hinter sich gelassen hat und in die Medienbranche gewechselt ist? Mehr Gestaltungsmöglichkeiten, mehr Entscheidungsfreiheit. Welche Aufgaben seinen Alltag prägen und ob für ihn die juristische Ausbildung noch zeitgemäß ist, verrät er im Interview.

SPORTTOTAL richtet nicht nur große Sportveranstaltungen aus, sondern ist auch das Unternehmen hinter der Streaming-Plattform sporttotal.tv. Ein TV-Sender des Medienunternehmens ist zudem auf Magenta TV zu sehen. Dr. Roman Schade, Director Media Rights und Legal, leitet die Rechtsabteilung des Unternehmens. Er begleitet die Sendeformate medienrechtlich und verhandelt mit nationalen und internationalen Lizenzgebern. „Außerdem kümmere ich mich um Projekte aus dem IP-Recht – zum Beispiel, wenn es um unsere Kameraproduktionen geht, die auf künstlicher Intelligenz basieren“, so der Jurist. „Hinzu kommt die Verhandlung von Sponsoring-Verträgen, unter anderem für die Porsche Experience und das ADAC 24h-Rennen am Nürburgring. Diese Zusammenarbeit konnten wir zuletzt sogar verlängern.“

„Für unsere Streaming-Plattform entwickle ich eine Strategie, die fragt: Welche Rechte wollen wir akquirieren, verwerten und kommerzialisieren?“

Zu Schades persönlichen beruflichen Highlights gehört vor allem die Gründung des eigenen TV-Senders: „Unser Sender wird über Magenta TV ausgespielt und bietet das komplette Entertainment-Programm. Nicht nur Sport, sondern auch Filme, Shows und Konzerte werden gezeigt“, erklärt er. „Diesen Sender zu gründen, zu gestalten, die Verhandlungen mit der Telekom zu führen und das Programm auf Magenta TV einzuspeisen, war ein Höhepunkt meiner Tätigkeit. Hinzu kam der Aufbau des Sender-Managements, das Schließen von Partnerschaften mit anderen Medienhäusern – zum Beispiel Red Bull Media House oder Bild TV – und natürlich die rechtliche Begleitung.“ Ebenso reizvoll ist für Schade das Management der eigenen Streaming-Plattform. „Die Medienrechtsstrategie zu entwickeln, ist hier elementar: Welche Rechte wollen und können wir akquirieren, verwerten und kommerzialisieren? Und wie wollen wir diese Rechte weiterentwickeln? Der gesamte Akquisitionsprozess muss erfolgreich begleitet werden – und das fordert natürlich auch die Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Deutschen Fußball-Bund“, so Roman Schade, für den die Akquisition internationaler Rechte und der ausländische Markteintritt besondere berufliche Erfahrungen waren. 

„Ich hatte immer den Wunsch, digitale Themen im Sport- und Medienbereich aktiv weiterzuentwickeln. Genau das mache ich heute.“

Was der Director Media Rights und Legal an seinem Beruf schätzt, sind die Gestaltungsmöglichkeiten, die er heute hat. „Das ist auch der Grund, warum ich meine Position als Rechtsanwalt verlassen habe. Ich hatte den Wunsch, digitale Themen im Sport- und Medienbereich wirklich voranzubringen. Auch wenn ich Mandanten aus diesen Feldern in der Kanzlei rechtlich begleitet habe, war ich an der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle wenig beteiligt. Das ist heute anders. Jetzt setze ich diese Modelle rechtlich sauber auf und erwecke sie zum Leben“, sagt Schade. „Früher hatte ich das Recht, zu akquirieren. Heute habe ich das Recht, weiterzuentwickeln. Ich konzipiere Strategien und treffe Geschäftsentscheidungen.“ Als Beispiel nennt er die Verhandlung von Lizenzverträgen: „Der Prozess beinhaltet rechtliche Themen und hat zugleich einen starken Management-Fokus. Genau das finde ich spannend: kommerzielle Modelle, Content-, Sales- und Vermarktungsthemen, aber auch die reibungslose Umsetzung von Produktionen.“ Ein weiterer Unterschied zur Kanzleiarbeit sei die neue Perspektive: „Heute steuere ich die Rechtseinheiten und arbeite eng mit Kanzleien und externen Beratern zusammen. Ich sitze sozusagen auf der anderen Seite.“

„Die juristische Ausbildung ist eine gute Grundlage. Dennoch muss man sich den Raum nehmen, eigene Interessen auszuleben.“

Wer ebenfalls auf diese Seite will, ist mit der juristischen Ausbildung gut aufgestellt, so Schade: „Die Ausbildung, gerade ihre Dauer und Intensität, werden häufig kritisiert. Trotzdem denke ich, dass man nach dem Abschluss sehr gutes Rüstzeug hat, um in verschiedensten Branchen einzusteigen. Gerade die Problemlösungsfähigkeit ist bei Juristen stark ausgeprägt.“ Einen Kritikpunkt hat er dennoch: „Es fehlt an Flexibilität, um eigene Interessen zu verfolgen – egal, ob das, wie bei mir, die Bereiche Medien und Sport sind, oder andere Themen jenseits der klassischen Examensfelder.“ Deswegen sieht Schade diese Verantwortung aktuell noch bei den Student*innen selbst: „Wer sich nicht für Strafrecht oder eins der anderen klassischen Rechtsthemen begeistert, muss sich selbst darum kümmern, seine Interessen zu nähren. Eigeninitiative ist entscheidend.“ Seine Tipps für alle Nachwuchsjurist*innen, die in eine ähnliche Richtung gehen wollen wie er: „Nehmt die Ausbildung ernst und schaut parallel, was euch Freude bereitet. Trotz des Drucks muss man sich Freiräume schaffen, um an Themen dranzubleiben, die fürs Studium vielleicht nicht so relevant sind.“ Wer ebenfalls Sportmedien im Blick hat, sollte neben juristischer Kompetenz auch an Business-Themen interessiert sein: „Die Unternehmensseite verstehen und Rechtsfragen in Business-Lösungen zu übersetzen – darum geht es.“

CategoriesSporttotal