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„Die Kanzlei der Zukunft setzt auf Prozessoptimierung, neue Preisstrukturen und Legal Tech“

Stefan Schicker, CEO von SKW Schwarz, München

Die Wirtschaftskanzlei SKW Schwarz hat juristische Fragen der Zukunft im Blick und positioniert sich mit IT- und Medienrecht nicht nur als Experte für Innovationsbranchen, sondern geht auch intern neue Wege: Erstmalig ist ein Nicht-Jurist Teil des Managements. CEO Stefan Schicker erzählt, wie er die Kanzlei aufstellt, um auch zukünftig wettbewerbsfähig zu sein und wie sich der juristische Beratungsalltag ändern wird.

2006 startet Stefan Schicker als Associate bei SKW Schwarz. Heute ist er CEO der Wirtschaftskanzlei. „Als ich damals bei SKW Schwarz anfing, war ich sofort vom Know-how und den Kollegen beeindruckt“, erinnert sich Schicker. „Dazu kam, dass ich von Anfang an die Freiheit hatte, selbst Dinge anzustoßen und ein Netzwerk aufzubauen.“ Der Jurist liebt seine Arbeit und sagt: „Ich arbeite hier unter Freunden auf einem hohen Niveau und betreue auch internationale Projekte – ein tolles Gesamtpaket.“ Sein Ziel: Die Kanzlei weiterbringen und für die Zukunft stark aufstellen. 

„Ein COO muss unternehmerisch ausgebildet sein und denken. Als Jurist war ich die falsche Besetzung.“

„Wir wollen die Arbeitsabläufe der Kanzlei immer weiter optimieren und effizient gestalten. Aktuell arbeiten wir zum Beispiel daran, die Zusammenarbeit der verschiedenen Standorte zu verbessern und haben dafür ein Service Unit Team aufgebaut. In der Vergangenheit haben wir Finanzprozesse und Onboardings vereinheitlicht“, so Schicker, der früher als COO im Einsatz war. „Da habe ich schnell gemerkt, dass ich als Jurist nicht unbedingt die beste Besetzung für den COO-Posten bin. Der operative Part sollte vielmehr von jemandem geführt werden, der unternehmerisch ausgebildet ist und die entsprechende Denkweise mitbringt.“ Schicker stößt einen Strategiewechsel an: Die Satzung der Kanzlei wird geändert und Kollege Arne Boer übernimmt als COO – und zieht damit als erster Nicht-Jurist in die Management-Riege bei SKW Schwarz ein.

„Anwälte sind mit dem Tagesgeschäft voll ausgelastet. Da bleibt keine Zeit, um Ideen umzusetzen.“

„Das war natürlich kein einfacher Schritt“, so Schicker. Aber ein extrem wichtiger: „Denn das Hauptproblem erfolgreicher Anwälte/innen ist, dass sie mit dem Tagesgeschäft komplett ausgelastet sind. In Partnerversammlungen werden zwar tolle Ideen entwickelt, aber zurück am Schreibtisch ist einfach keine Zeit da, um diese auch umzusetzen. Die Mandatsarbeit geht immer vor.“ Arne Boer bringt als COO schließlich Projektmanagement-Skills, Umsetzungskraft und eine unternehmerische Perspektive ins Management. „Natürlich mussten erst einmal alle Partner überzeugt werden. Ein Anwalt sieht sich ja häufig als Einzelkämpfer, der glaubt, von Mandatsakquise bis Kanzleiorganisation alles zu können. Da waren viele Gespräche nötig“, so Schicker, der den Strategiewechsel heute als einen wichtigen Meilenstein in der Kanzleihistorie betrachtet.

„Abläufe sind professionalisiert worden und der Bereich Legal Tech wurde zusätzlich stark ausgebaut.“

„Viel hat sich verändert. Abläufe sind professionalisiert worden und wir haben ein operatives Team, das neue Ideen auch umsetzen kann. Ich bin stolz, dass ich diese Entwicklung mit vorantreiben durfte.“ Doch das ist nicht die einzige Veränderung bei SKW Schwarz: „Wir haben zudem den Bereich Legal Tech stark ausgebaut und in den Vordergrund gestellt“, erklärt Schicker, der selbst aus der IT-Branche kommt. „Diese IT-Affinität hatte ich schon immer. Es ist unglaublich spannend, wie sich die Rechtsberatung hier seit Beginn meiner Karriere ständig verändert. Heute ist es so, dass man auf einen sehr pragmatischen, kooperativen Ansatz mit den IT-Mandanten setzt.“ Eine Arbeitsweise, die Schicker gefällt, denn auch als externer Jurist ist er so nah dran an technischen Entwicklungen und Produkten. Die Relevanz des Rechtsbereichs spiegelt sich auch in Zahlen wider: „2006 waren wir sechs Leute im EDV-Recht, heute ist das Team für IT-Recht 45 Personen stark.“

„Mal schnell ein paar Tools einkaufen ist noch kein Legal Tech. Abläufe analysieren, Pain Points definieren, Lösungen entwickeln – darum geht’s.“

Schicker ist überzeugt: Legal Tech ist eins der zentralen Themen für zukünftige Juristinnen und Juristen. Gleichzeitig sei der Begriff für viele aber bislang nur ein Schlagwort, eine Worthülse, mit der inhaltlich wenig angefangen werden kann. Deswegen setzt er das Thema 2016 auf die Agenda und SKW Schwarz startet eine MeetUp-Reihe, um sich zu Legal Tech auszutauschen. „Mit der Zeit wurde die Diskussion immer intensiver“, so Schicker. „Und mir ist klar geworden: Legal Tech ist viel Arbeit. Ein paar Tools einkaufen – das reicht nicht. Es geht darum, Abläufe zu analysieren, Pain Points zu definieren und dann smarte Lösungen zu finden.“

Was als MeetUp begann ist heute die SKW Schwarz @ Tech GmbH. Die Gesellschaft bietet Weiterbildungen in Sachen Legal Tech an, schult Mandanten und arbeitet auch an eigenen Prozesslösungen: „Wir entwickeln digitale Tools, die interne und externe Prozesse optimieren und die Effizienz steigern sollen“, so Schicker. „Die große Frage dabei ist: Welchen Mehrwert bieten unsere Produkte und wie bepreisen wir diese? Welche Modelle sind für Mandanten interessant?“

„Kanzleien werden sich mit einem Mix aus digitalen Produkten und angrenzender anwaltlicher Beratung positionieren müssen.“

Neben den Trends zu Legal Tech, gemischten Teams aus Juristen und Nicht-Juristen und mehr operativer Power – welche Vision hat Schicker für die Zukunft des anwaltlichen Arbeitens? „Wir bewegen uns zwischen zwei Extremen: Zum einen die Anwaltsarbeit, die manuell stundenweise abgerechnet wird. Zum anderen Unternehmen, die standardisiert, verbraucherorientiert und komplett digital arbeiten“, so der Jurist. „Kanzleien wie SKW Schwarz werden sich in der Mitte positionieren, mit einer Mischung aus digitalen Produkten und angrenzender manueller, anwaltlicher Beratung – zum Beispiel, wenn Folgefragen aufkommen.“

Schicker prognostiziert einen Rückgang des stundenbasierten Beratungsmodells zugunsten neuer Preisstrukturen. „Das wird zu einem Preiswettkampf führen, Stundensätze werden sinken“, vermutet er. „Dadurch wird es für Kanzleien schwieriger, frische Talente zu gewinnen. Kanzleien mit innovativen Ansätzen werden da bessere Karten haben. Wir sehen schon jetzt, dass junge Menschen an den Tools, die wir bei SKW Schwarz @ Tech GmbH entwickeln, großes Interesse haben.“

„Weniger in Arbeitsstunden denken, sondern in Return on Investment – da wollen wir unsere Anwälte hinbringen.“

Mit neuen Strukturen muss auch ein neues Mindset einhergehen: „Nicht mehr in Arbeitsstunden denken, sondern in Return on Investment. Da wollen wir unsere Anwälte hinbringen“, sagt Schicker. „Das ist eine bisher komplett untypische Denkweise für Anwälte, aber ein unternehmerisches Mindset wird entscheidend sein.“ Initiativen wie ein Hackathon sollen beim Mindset-Shift helfen und die Perspektive weiten.

Wer künftig im IT-Recht beraten will, sollte aber noch mehr mitbringen: „Affinität zu Digitalisierung und ein gewisses technisches Verständnis natürlich – eine Programmiersprache kann nicht schaden“, so Schicker. „Nur so versteht man die Logik hinter Algorithmen und kann in der rechtlichen Beratung richtig entscheiden. Wer außerdem Projektmanagement-Talent hat, ist gut aufgestellt.“ Stefan Schicker liebt seinen Beruf: „Es gibt keinen Tag, an dem nicht etwas Neues passiert. Es ist aufregend, dass ich mich täglich behaupten muss.“ Wer auf diese Herausforderung Lust hat, ist bei SKW Schwarz an der richtigen Adresse.

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