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Mathias Kadler, General Counsel bei PAIR Finance: „Wir revolutionieren den Inkassomarkt mit eigenen ­Technologien und Kundenfokus“

Mathias Kadler ist General Counsel der PAIR Finance GmbH – einem Fintech-Unternehmen, das den Inkassomarkt revolutioniert. Mit einer selbst entwickelten Technologie, deren Algorithmus auf künstlicher Intelligenz basiert, bietet PAIR Finance eine digitale und individuelle Zahlungslösung für säumige Verbraucher*innen an. Für Kadler bedeutet das: Hochdynamisches Arbeiten und viel Mitgestaltungsraum in einem innovativen Umfeld.

„Mit PAIR Finance verfolgen wir unsere Mission, offene Forderungen von säumigen Kund*innen zu realisieren, ohne dass die dahinterstehende Kundenbeziehung belastet wird“, so General Counsel, Mathias Kadler. „Dahinter steckt, dass die Kundengewinnung für Unternehmen sehr teuer ist. Deswegen ist es so wichtig, dass diese Beziehung auch dann gepflegt und wertgeschätzt wird, wenn es in eine kritische Phase der Kundenbeziehung geht – also wenn Verbraucher*innen nicht zahlen, nachdem ein Vertrag zustande gekommen ist.“ An diesem Punkt kommt die digitale Lösung von PAIR Finance zum Einsatz. „Wir betrachten Inkasso als Teil der Customer Journey. Kund*innen erfahren bei uns auch nach dem Einkauf denselben Service, den sie bis zum Check-out genossen haben“, so Kadler. „Sie bekommen von uns eine Einladung zu einer individuellen Bezahlseite, auf der eine offene Forderung mit einer Vielzahl digitaler Zahlungsmethoden beglichen werden kann.“ Darüber hinaus bietet das Unternehmen verschiedene Pay-Later-Lösungen und positioniert sich damit im Fintech-Segment – mit einer Ergänzung: „Aus juristischer Sicht ist das Inkassogeschäft natürlich eine Rechtsdienstleistung. Somit sind wir zum Teil auch ein Legal-Tech Unternehmen“, so der Jurist, der vor seinem Einstieg bei PAIR Finance mehrere Jahre in Wirtschaftskanzleien im Bereich Litigation und Internal Investigations tätig war.

“Mit unserer selbst entwickelten KI-Technologie können wir als führendes Fintech auch großen Wettbewerbern die Stirn bieten.”

Als digitales Inkassounternehmen arbeitet PAIR Finance mit einer eigenen Technologie für sämtliche Phasen im Inkassoprozess, von der intelligenten Ansprache von Kunde*innen über eine testierte Accounting-Logik für skalierbare Zahlungsprozesse bis hin zur digitalen Einleitung gerichtlicher Maßnahmen: „Effizienz wird bei uns großgeschrieben. Dabei ist unsere vollständig selbst entwickelte Technologie ein klares Alleinstellungsmerkmal“, weiß Kadler. „Damit können wir als junges, technologie-führendes Unternehmen auch traditionellen und weit größeren Wettbewerbern die Stirn bieten.“ Die Technologie des Unternehmens arbeitet mit einem Algorithmus, der auf maschinellem Lernen basiert. „Um noch zielgerichteter agieren zu können, setzen wir eine künstliche Intelligenz ein, mit der wir höhere Rückzahlungsquoten erzielen und die Liquidität unserer Mandant*innen sichern und stärken können.“ Bedeutet: „Wiederkehrende Strategien werden vom Algorithmus beobachtet und bewertet. Strategien mit positiven Effekten werden intensiviert. PAIR Finance variiert seine Kommunikationsstrategie dabei auf Basis von sechs Ebenen: Kanal, Stil, Tonalität, Zeitpunkt, Frequenz und Lösung. Daraus ergeben sich mehr als 30.000 unterschiedliche Kommunikationsmöglichkeiten. Dafür werden Digitaldaten analysiert und gesammelt, die auf eine Kundentypologie schließen lassen“, erklärt Kadler. 

„So wissen wir, wie säumige Verbraucher*innen korrespondieren und wann sie wie mit welcher Lösung angesprochen werden sollten.“ Anhand von vier verschiedenen Dimensionen werden Kund*innen typologisiert: Zahlungsbereitschaft, Zahlungsfähigkeit, finanzielle Organisation und emotionales Verhalten. „Es gibt die Kategorien „Kann nicht zahlen“ und „Will nicht zahlen“ – diese sind am herausforderndsten. Dann gibt es noch die Kund*innen, die können und wollen zahlen, haben die Zahlung aber einfach vergessen. Hier dauert es manchmal nur wenige Minuten, bis die Forderung über uns beglichen wird“, so der General Counsel. „Mit unserem nachhaltigen, digitalen und kundenorientierten Ansatz wollen wir künftig den Inkassomarkt in ganz Europa revolutionieren. Die sehr tradierte Branche ist reif für Innovationen.“

„Innovation und Customer Centricity sind unsere Kernwerte. -Unser Leitsatz war von Beginn an: Inkasso mit Herz“

Die Kernwerte von PAIR Finance gehen mit der Unternehmensmission Hand in Hand: „Wir sind mit dem Leitsatz „Inkasso mit Herz“ an den Markt gegangen, was in erster Linie für Customer Centricity steht – Kund*innen stehen im Fokus unseres Denkens und Handelns“, sagt Kadler. „Dabei sind Kund*innen in zweierlei Hinsicht zu verstehen: Zum einen sind da unsere Mandant*innen, für die wir eine Dienstleistung erbringen.

Wir setzen uns dafür ein, dass ihre berechtigte Forderung auch erfüllt wird. Zum anderen sind da die Kund*innen der Mandantschaft – hier sprechen wir sehr bewusst von säumigen Kund*innen statt von Schuldner*innen. Diese wollen wir davon überzeugen, eine offene Rechnung zu begleichen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir verhaltenspsychologische Erkenntnisse in unseren Algorithmus integriert, um die Menschen passgenau anzusprechen.“ Bleibt eine Forderung trotz aller Bemühungen unerfüllt, geht PAIR Finance auch die Extrameile und leitet die nächsten notwendigen Schritte für Mandant*innen ein. Dies bedeutet bei etwa jedem 10. bis 20. Fall auch die Einleitung eines gerichtlichen Verfahrens, erklärt der Jurist. 

„Zusammen mit 130 Finanz-, Tech- und IT-Enthusiasten arbeite ich in Berlin und bin Teil eines internationalen, dynamischen Teams.“

Was Mathias Kadler an seinem Job schätzt: „Vor allem die intensive Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsteam und dem Data-Science-Bereich. Es ist wirklich aufregend, an der Geschichte eines Unternehmens teilzuhaben, das mit künstlicher Intelligenz arbeitet und eigene Technologien aufsetzt – und dafür einen rechtssicheren und datenschutzgerechten Rahmen auszugestalten“, sagt er. „Das war, technisch gesehen, ein hoch spannender Deep Dive für mich. Hinzu kommt die Arbeit mit unserem multinationalen Team – sehr charakteristisch für ein Tech-Start-up. 

Ich sitze im Fintech-Tower H32 in Berlin zusammen mit 130 Finanz-, Tech- und IT-Enthusiast*innen, arbeite international und hochdynamisch.“ Dabei war es für Kadler eine besondere Erfahrung, als Jurist Einfluss auf ein hochinnovatives technisches Produkt zu haben: „Zu sehen, dass etwas so umgesetzt wird, wie du es strukturell mitentwickelt hast, ist eine sehr zufriedenstellende, spannende Erfahrung“, sagt der Jurist, der auch die Internationalisierung des Unternehmens mit seinem Team maßgeblich vorangetrieben hat: „Wir haben uns mit Regulierungsfragen der Inkassotätigkeit in anderen Ländern auseinandergesetzt und evaluiert, wie wir prozessrechtliche oder gerichtliche Schritte in anderen Ländern umsetzen können. Unsere Internationalisierung mitzusteuern, war ein Highlight für mich.“ Ebenso freut sich der General Counsel über den Aufbau und die stetige Entwicklung eines effizienten Teams in den letzten drei Jahren. Startete der erfahrene Prozessanwalt im Jahr 2018 als erster Jurist von PAIR Finance, so hat das Start-up mittlerweile vier Mitarbeiter*innen mit unterschiedlichen Schwerpunkten in der Rechtsabteilung. 

Eine neue Personalie freut Kadler besonders: „Wir konnten die Leiterin Recht des Bundesverbands deutscher Inkassounternehmen für unser Team gewinnen. Daniela Gaub und ich haben zuvor bereits drei Jahre zu vielen rechtlichen Fragen der Rechtsdienstleistungsbranche zusammengearbeitet – sie von uns und unserer Mission überzeugen zu können macht uns alle sehr stolz.“

„In einer Position wie meiner braucht man Neugierde, Mut und Entschlossenheit.“

Denkt Kadler an die größten Herausforderungen in seiner Zeit bei PAIR Finance, kommt ihm sein Einstieg in den Sinn: „Ich bin ohne dezidierte Kenntnisse im Datenschutz gestartet. Entsprechend musste ich ganz neu in diesen fürs Unternehmen und die gesamte Digitalwirtschaft zentralen Rechtsbereich einsteigen. Ich habe mich tief eingearbeitet, um unter anderem zu wissen, welche Anforderungen wir rechtlich bei dem Einsatz einer künstlichen Intelligenz erfüllen müssen“, erzählt er. „Das war eine große rechtliche Herausforderung. Hinzu kommt, dass PAIR Finance als Fintech und – im weitesten Sinne – Zahlungsdienstleister generell in einem regulatorischen Umfeld agiert.“ Persönlich braucht man für eine Position wie die seine insbesondere Neugierde, Mut und Entschlossenheit, so Kadler: „Diese Eigenschaften sind gerade für die Arbeit im Start-up entscheidend. Man weiß nicht, welche Produkte oder Länder im nächsten Jahr gelauncht werden. Deswegen hat man auch als erfahrener Jurist oft keine vertiefte Kenntnis zu den einzelnen rechtlichen Fragestellungen, sondern braucht eine pragmatische Machermentalität – so plakativ das auch klingt.“ Er ergänzt: „Das entspricht nicht unbedingt dem Bild der Juristen, die in der klassischen Ausbildung geformt werden und später Richter werden sollen. Trotzdem empfinde ich die Ausbildung zum Volljuristen aber als sehr hochwertig, denn Sie fördert genau das Strukturdenken, welches die Umsetzung von Ideen möglich macht und auch noch neue Geschäftsmodelle positiv beeinflussen kann.“

„Wer eine Position als General Counsel anstrebt, sollte -generalistisch aufgestellt sein und ein offenes Mindset mitbringen.“

Kadler riskiert auch einen Blick in die Glaskugel: Wie sehen die Karriereperspektiven für Jurist*innen im Bereich der künstlichen Intelligenz und in datengetriebenen Unternehmen aus? „Karrieremöglichkeiten entwickeln sich immer parallel zum Markt. Ich denke, dass sich das Thema künstliche Intelligenz gesamtgesellschaftlich stärker verankert und vermehrt, zum Beispiel in Beratungslösungen, zum Einsatz kommt. Das wird dann auch berufliche Chancen für Juristen und Juristinnen mit sich bringen – besonders dort, wo sich aus innovativen Technologien neue Rechtsrahmen bilden.“ 

Wer grundsätzlich die Position als General Counsel anstrebt, sollte sich nicht zu schnell spezialisieren, weiß der Jurist: „Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es für Spezialfragen Anwälte gibt. Und es hat auch seine Berechtigung, dass man auf Dienstleister zurückgreift, die sich bis aufs letzte Komma genau auskennen. Meines Erachtens sollte ein General Counsel aber generalistisch sein und ein offenes Mindset haben. Mir hat es sehr geholfen, dass ich als Anwalt im Bereich Litigation immer wieder mit den unterschiedlichsten Sachverhalten und daraus resultierend einer Vielzahl von Rechtsgebieten vor Gericht befasst war.” Kadler ergänzt jedoch hinsichtlich des Schwerpunkts eines Unternehmens, in dem ein Jurist tätig wird: “Wer im Bereich der künstlichen Intelligenz beraten will, muss natürlich in Sachen Datenschutzrecht unbedingt sattelfest sein und sich darüber hinaus mit der Technologie, dem Algorithmus und den dahinterstehenden Strukturen und Begrifflichkeiten befassen. Nur so kann man zielführend in den Austausch mit den Entwicklern gehen und hierzu beraten.“

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