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Welcher Aufgabe stellt sicher der Deutsche Vergütungsrat?

Deutscher Vergütungsrat Titelbild

Welcher Aufgabe stellt sicher der Deutsche Vergütungsrat? – Prof. Dr. Clemens Engelhardt und Dr. Benedikt Quarch liefern in unserem Kurzinterview Antworten

„Best practice for legal pricing: Der Deutsche Vergütungsrat schafft erstmals eine Plattform für den Austausch aller Marktseiten über Honorarfragen.“

Preistransparenz zu fordern in einem bislang höchst intransparenten Markt – dieser Aufgabe stellt sich der Deutsche Vergütungsrat. Die Initiative umfasst Kanzleien, Mandanten, Wissenschaft und Verbände. Prof. Dr. Clemens Engelhardt ist Partner von trustberg LLP und Initiator des Deutschen Vergütungsrates. Dr. Benedikt Quarch ist Gründer und CEO von RightNow und Senator für Legal Tech des Deutschen Vergütungsrates. 

„Welche Kanzlei kann es sich heutzutage eigentlich noch leisten, nicht transparent hinsichtlich der Vergütung zu arbeiten?“ fragt Clemens Engelhardt. 

Diese und ähnlich provokante Fragen stellten sich die Initiatoren des Deutschen Vergütungsrates im Sommer diesen Jahres. Denn Transparenz ist mehr als nur ein leerer Begriff oder eine Forderung weniger. Wer preistransparent arbeitet, handelt ethisch. Wer ethisch handelt, schafft Vertrauen. Vertrauen ist die Basis der Beziehung zwischen Kanzlei und Mandant.

Preistransparenz bei Anwaltsvergütung trifft sämtliche Kanzleigrößen und sämtliche Rechtsgebiete. Planbarkeit und Budgetsicherheit bezüglich der Kosten der Rechtsberatung ist nämlich für jeden Mandanten wichtig. Wohl genauso wichtig wie die Nachvollziehbarkeit der Abrechnungen selbst. 

„Expertise zeigt sich darin, die einzelnen Schritte eines Projektes verlässlich planen zu können; Expertise zeigt sich aber auch darin, die Kosten eines Projektes planen zu können. Wer ein Projekt oder ein Mandat annimmt, muss auch intern die Kapazitäten prüfen. Dies erfordert ein gewisses Maß an Projektplanung. Hieraus lassen sich aber für Mandanten auch schon erste Erkenntnisse über die Kosten ableiten. Warum diese also nicht mit dem Mandanten teilen?“, fragte sich Clemens Engelhardt und brachte in diesem Sinne den Deutschen Vergütungsrat aufs Spielfeld.

Das Thema ist gerade heute besonders relevant. Denn Legal Tech hat dabei in seinen unterschiedlichen Auswirkungen einen enormen Einfluss auf das legal pricing. Zum einen erweitern die immer zunehmenden online-basierten Rechtsdienstleistungsangebote nicht nur das Angebot für Rechtssuchende, sondern arbeiten auch mit gänzlich anderen Vergütungsmodellen. So ist eine erfolgsbasierte Vergütung oder gar der Abkauf von Forderungen im Vorhinein (sog. Claims Purchasing) weit verbreitet. Zum anderen ersetzt Legal Tech vielerorts herkömmliche anwaltliche Dienstleistungen, wie die Dokumentenerstellung etc., sodass sich die Tätigkeit des Anwalts auf zentrale Rechtsfragen konzentriert. „Vor diesem Hintergrund halte ich es für den genauen richtigen Zeitpunkt, dass mit dem Deutschen Vergütungsrat jetzt – im corona-bedingt extrem digitalen Jahr 2020 – das Thema der Preistransparenz ganz oben auf die Tagesordnung kommt. Rechtssuchende müssen fair und transparent informiert werden und so die unterschiedlichen Angebote im Markt auch vergleichen können. Genau dafür steht der Deutsche Vergütungsrat.“, erläutert der für LegalTech zuständige Senator Benedikt Quarch. 

Der Deutsche Vergütungsrat verabschiedet auf seiner ersten Konferenz am 19. November 2020 in Bonn im ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages den Honorarcodex 2020. „Comply or explain“ – diese bekannte Herangehensweise gilt auch für den Honorarcodex. Kanzleien sowie sonstige professional service firms sind aufgerufen, sich zu Preistransparenz zu bekennen und an best practices mitzuwirken.

Prof. Dr. Clemens Engelhardt

Dr. Benedikt Quarch

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