„Für eine Karriere im Ausland braucht es ein starkes Netzwerk und interkulturelle Kompetenz“

Johannes Mirecki, Managing Director bei Würth China

Er startet seine juristische Laufbahn in Hamburg, heute ist er Managing Director bei Würth Holding in Shanghai: Für Johannes Mirecki bedeutet Karriere, in Bewegung zu sein und Neues zu entdecken – und zwar über die eigenen Landesgrenzen hinaus. So schaffte er den erfolgreichen Sprung nach Asien.

„China ist kulturell herausfordernd“, sagt Johannes Mirecki, Managing Director bei Würth Holding in Shanghai, der Würth-Holding Gesellschaft für China. „Sich in Markt, Menschen und Mitarbeiter hineinzudenken und aktuelle Entwicklungen zu verstehen, ist nicht leicht. Dafür ist der Markt sehr dynamisch, was toll ist, und die Aufstiegschancen sind extrem gut.“ Entscheidend sei es, interkulturelle Kompetenzen mitzubringen und offen zu sein. Doch wie schafft man es als deutscher Jurist nach Shanghai?

„Ich wollte einfach mehr von der Welt erleben.“

Bereits im Referendariat zieht es Mirecki in die Ferne: Sechs Monate verbringt er bei der Handelskammer in Indien. Eine Erfahrung, die seine Karriere prägt: „Indien hat in mir den Wunsch geweckt, Asien noch besser kennenzulernen“, so der Jurist. „Plötzlich merkte ich, dass es noch viel mehr als Deutschland zu entdecken gibt. Ich wollte einfach mehr von der Welt erleben.“ Im Referendariat knüpft Mirecki wichtige Kontakte und wechselt in die Handelskammer in Malaysia. Das Netzwerk wächst, neue Chancen ergeben sich und Mirecki übernimmt eine Führungsposition in Kuala Lumpur bei Luther Corporate Services. Bevor es schließlich nach China geht, sammelt der Jurist insgesamt acht Jahre Berufserfahrung in Indien, Singapur und Malaysia. Doch Asien ist nicht gleich Asien: „China bringt ganz besondere kulturelle Eigenheiten mit: Geschäftslogik, Zusammenhalt in der Familie oder unter Mitarbeitern, das Verhältnis zur Politik, Schulbildung und der Einfluss der chinesischen Kulturrevolution – das sind komplexe Bereiche, die für Europäer schwer zu greifen sind,“ so Mirecki.

„Um in internationale Posten zu kommen, muss man unkonventionelle Wege gehen.“

Eine weitere Herausforderung: „Als deutscher Volljurist ist es aufgrund des Bildungshintergrunds nicht ganz einfach, in eine internationale Position in Asien zu kommen“, weiß der Managing Director. „Viele nutzen hier ihre Beziehungen. Ich glaube aber, dass man vor allem auch unkonventionelle Wege gehen muss, um weit zu kommen.“ Mirecki liebt es, dass die chinesische Kultur ihn ständig dazu auffordert, sich und gelernte Denkmuster zu hinterfragen – und entsprechend zu wachsen. „Man muss lernen, umzudenken und sich in andere Menschen hineinzuversetzen, sonst kommt man nicht ans Ziel.“ Die Dynamik des asiatischen Markts gibt dem Juristen zudem eine Freiheit, die in Deutschland nicht immer Standard ist: „Die Entscheidungswege sind kurz und ich habe viel Gestaltungsspielraum in meiner Arbeit. Das genieße ich sehr.“

„Wir betreuen nicht nur China, sondern ganz Asien in Compliance-Fragen. Diese internationale Ausrichtung ist besonders spannend.“

Mireckis Mission für die Würth Holding in China: „Wir wollen einen verlässlichen Corporate Governance & Shared Service Hub für die Würth-Gruppe sein. Corporate Governance vereint dabei Backoffice Support, Shared Services und Compliance – wichtige Aufgabenfelder heutzutage.“ Gleichzeitig müssen die Verkaufszahlen stimmen: Würth ist weltweit führend im Vertrieb von Befestigungsmaterialien. „Hier geht es darum, dass wir ein nachhaltiges System aufsetzen, qualifizierte Mitarbeiter finden und Verständnis für uns und unser Geschäftsmodell schaffen – in China und auch darüber hinaus“, sagt Mirecki, der dabei den Blick fürs große Ganze hat: „Ich bin inzwischen auch für die Business-Compliance-Einheit Asien zuständig. Das heißt, dass meine Rechtsabteilung und ich ganz Asien in Compliance-Fragen betreuen. Diese internationale Ausrichtung ist natürlich besonders spannend.“

„Eine einheitliche Unternehmenskultur, Kommunikation und Struktur stärken die Zusammenarbeit unserer 35 Gesellschaften.“

Auch den chinesischen Markt betrachtet Mirecki in seiner Gesamtstruktur: „Wir haben nicht nur die Verantwortung für eine einzelne Gesellschaft, sondern schauen auf die ganze Würth-Gruppe mit ihren knapp 35 Gesellschaften in China. Dabei prüfen wir, wie übergreifende Strukturen aufgebaut und verbessert werden können und gehen sehr konstruktiv an die Arbeit“, so der Jurist. „Unser Ziel: Eine gute, sinnvolle Zusammenarbeit. Dazu gehört auch die unternehmenskulturelle Perspektive. Die Würth-Gruppe als Familienunternehmen ist weit gestreut. Gerade deswegen sind eine gemeinsame Kultur und einheitliche Kommunikation wichtig, um die gesamte Gruppe zu stärken.“

„Dank flacher Hierarchien hat man in Asien die Chance, in Kontakt mit Entscheidungsträgern zu kommen und schnell aufzusteigen.“

Die Entscheidung, in Asien Karriere zu machen, bereut Mirecki nicht. „Es ist zwar schwierig, im Ausland als junger, deutscher Jurist Fuß zu fassen. Aber wenn man es schafft, hat man ganz andere Möglichkeiten als in Deutschland“, sagt er. „Die Hierarchien sind in ausländischen Gesellschaften meinem Empfinden nach viel flacher. So kommt man schnell in Kontakt mit Geschäftsführungen und Entscheidungsträgern. Man hat die Chance, früh aufzusteigen und Verantwortung zu übernehmen.“ Wer selbständiges Arbeiten liebt, sich beweisen will und gut mit kulturellen Unterschieden umgehen kann, dem legt Mirecki den Schritt nach Asien ans Herz: „Besonders in Malaysia habe ich erlebt, dass viele Young Professionals aus Deutschland kamen und schnell Geschäftsführertätigkeiten übernommen haben. Natürlich muss man dafür Führungsqualitäten mitbringen und gut mit Menschen umgehen können.“

„Das eigene Netzwerk ist für die Auslandskarriere entscheidend und sollte so früh es geht aufgebaut werden.“

Gerade Jura ist laut Mirecki eine ideale Basis für eine Stelle wie seine. „Rund die Hälfte meiner Tätigkeit ist juristisch geprägt. Auch das organisierte und strukturierte Arbeiten, das man in der Rechtsausbildung lernt, ist sehr hilfreich“, sagt er. „Insbesondere, wenn man viele Bereiche und Geschicke leiten muss. Allerdings sollte man etwas rechnen können und sich nicht zu sehr auf den Leitsatz „judex not calculat“ verlassen. Eine Bilanz zu lesen ist spannender als es klingt und als Manager früher oder später unerlässlich“. Seine Empfehlung für alle, die sich für eine Karriere im Ausland, insbesondere Asien, interessieren: „Wählt für das Referendariat oder die ersten beruflichen Schritte Auslandshandelskammern oder große deutsche Kanzleien“, so der Jurist. „Die freuen sich im Ausland über deutsche Juristen und man bekommt die Chance, sein Netzwerk aufzubauen. Das Netzwerk ist entscheidend, denn hier werden viele Stellen vermittelt. Kontakte und Freunde können später der Zugang zu einmaligen Möglichkeiten werden.“ Mirecki ist sich sicher: Karriere bedeutet Bewegung. „Kein Stillstand, nicht versacken – so entsteht ein attraktiver, spannender Lebenslauf.“